Seelenstern, fliegt höher

N Raoul

by N Raoul

Story

Und der Seelenstern springt aus mir heraus, ich renne ihm hinterher, doch er ist so schnell, ich hole ihn nicht mehr ein, sehe nur, wie er von dieser Klippe springt.

Ich bekomme Panik, ich fühle eine Schwäche ohne meine Seele, ohne meine Energie, ohne meinen Stern, kriege ich sorge. Ich stehe vor dieser Bucht und falle auf die Knie, mir kommt es so vor, als hätte ich alles verloren, und ich hatte doch so viele Pläne. Es macht keinen Sinn mehr, ich fühle mich so leer, das Wichtigste ist nicht mehr da. Was bringt das alles noch? Ich bin verzweifelt.

Doch der Boden bebt, die Luft strömt und wirbelt rasant hin und her, es wird heller in dieser Abenddämmerung, und ich fasse nicht, was ich von unten sehe.

Ein Wasserstrom entwickelt sich, von der Quelle des Wassers bis zum Himmel des Baumes, so stark und mächtig. Er dreht sich wie ein Tornado, aber er zerstört nichts, ich fühle, er hat das nicht vor, und in der Mitte des Stromes blinzelt etwas sehr Goldenes. Kann es sein? Ja, es ist mein kleiner Seelenstern, der immer heller funkelt, und ich merke, wie ich immer ohnmächtiger werde, mich immer schwächer fühle. Meine Augen fühlen sich nicht normal an, meine Augen verlieren ihre Pupillen.

Ich sehe alles nur weiß verstrahlt, ich war nicht mehr von diesem Planeten, und ich ließ los, ich ließ meine Kontrolle los, und ich stand mit neuer Energie auf und rannte auf diesen Strahl los – und fiel.

Ich fiel, und in dieser schnellen Geschwindigkeit sah ich verschwommene Bilder und Visionen: von goldenen weißen Tauben, hellblauen Orchideen und diesem großen, mächtigen Baum.

Mein Körper tauchte tief in dieses Wasser, und ich versank immer mehr. Ich konnte nichts tun, nichts kontrollieren, ich wäre fast ertrunken, doch der Strahl, der Strom, zog mich in letzter Sekunde auf.

Der Strahl wusste, was er mit mir macht, und es fühlte sich so an, als wäre ich in einer unsichtbaren Röhre drin, wie eine unendliche Wasserrutsche, wo ich mit Willenskraft und Stärke versuchen musste, mich zu bewegen, denn einfach war es nicht, dieser enge Raum.

Es funkelte von oben, und ich wusste, dass es der Seelenstern ist. Ich muss zu ihm, und es wurde schwierig, denn dieses andauernde funkelnde Gold blendete mich. Doch ich kämpfte mich nach oben, ich war fast da, und ich wollte ihn gerade nehmen. Ich streckte meine Hand mit letzter Kraft aus, doch der Stern flog höher, als wäre es noch nicht vorbei. Ich konnte es nicht fassen.

Er flog immer höher, und ich schloss meine Augen. Ich sickerte ein bisschen und versuchte zu atmen, was nicht ging. Ich fühlte mich wieder so leer, so schwach. Wieder habe ich verloren, wieder war es knapp vorbei. Ich habe doch alles gegeben, ich habe es doch versucht. Warum klappt das nie? Ich verstehe das nicht, ich habe das nie verstanden. Ich glitt ab und fiel langsam weiter zurück nach unten. Doch meine Augen öffneten sich wieder.

© N Raoul 2025-04-23

Genres
Anthologies
Moods
Herausfordernd, Emotional