by c-xial1
Erst bei ihm habe ich erkannt, was ich all die Jahre wirklich gesucht habe. Es ging mir nie um Nähe – es ging mir um Schmerz. Ich wollte gar keinen Sex mit irgendwelchen Typen, die gerade Druck hatten. Ich wollte nur dieses GefĂĽhl danach. Dieses dreckige, wertlose GefĂĽhl, von dem ich glaubte, es zu verdienen. Ich dachte, mit dem Ritzen und den Verbrennungen sei die Selbstverletzung vorbei – aber ich hatte nur die Methode gewechselt.
Doch dann kam er – und zum ersten Mal war es anders. Er gab mir etwas, das ich vorher nie gespĂĽrt habe: Wert. Er sagte, ich sei etwas Besonderes. Etwas Besonderes …. Nicht nur irgendwer. Nicht nur da. Sondern jemand. Und dann wollte ich keinen Sex mehr – Ich wusste gar nicht, wie Sex funktioniert, ohne mich danach leer und benutzt zu fĂĽhlen. Ich wollte dieses neue GefĂĽhl, dieses SelbstwertgefĂĽhl, auf keinen Fall verlieren.
Wir trafen uns weiter. Es wurde auch öfters intim, aber ohne Grenzen zu ĂĽberschreiten. Er fragte, ich verneinte, er akzeptierte. Doch irgendwann schlug er vor, sich einfach nur nah zu sein, sich aneinander zu reiben. Kein Sex. Ich stimmte zu. Wir waren schlieĂźlich in einer Beziehung – und Kompromisse gehören dazu. Also spĂĽrte ich ihn direkt an mir – intim und grenznah, aber noch kontrolliert. Es machte mich glĂĽcklich, eine Lösung fĂĽr das “Sex-Problem” gefunden zu haben. So konnte ich mich weiterhin wertvoll fĂĽhlen – ohne mich selbst zu verletzen. Kein Ritzen, kein Verbrennen, kein Rauchen, kein Sex.
Es war schön – bis er plötzlich sein Glied nahm und es an meinen Eingang hielt.
„Nur kurz fühlen“, flüsterte er, als ich mich verkrampfte. Ich wollte ihm vertrauen – immerhin war er der Junge, der mir das Gefühl von Wert gegeben hatte. Er würde es mir doch nicht einfach wieder nehmen … oder? Doch er hörte nicht auf. Auf einmal fing er an, sich zu bewegen. Immer weiter. Immer tiefer. „Nein … bitte, zieh ihn raus, ich–“ „Es geht ganz schnell“, unterbrach er mich – und stieß noch härter zu. Ich erstarrte. Sagte nichts mehr. Tat nichts mehr. Ließ es zu – aus Angst, ihn zu verlieren. Oder das Gefühl, das er mir gegeben hatte.
Auf dem Heimweg riss es mich auseinander. Ich fing an zu weinen, zu schreien. Alle Tränen, die ich zurĂĽckgehalten hatte, kamen hoch. Er hatte mir gezeigt, dass ich Wert hatte. Und dann gezeigt, dass ich ihn nicht behalten darf. Ich fĂĽhlte mich benutzt. Wie ein billiges Spielzeug, womit man spielt, bis es kaputt geht – und dann einfach wegwirft.
Ich sah kaum noch die Straße vor lauter Tränen. Alles, was ich noch hörte, war das Aufheulen meines Motors. Die Lichter flogen an mir vorbei. Schneller. Warum noch leben, wenn ich sowieso keinen Wert habe? Ohne zu zögern, zog ich nach rechts – und was danach geschah, habe ich nicht mehr gespürt.
Diesmal war ich es, die sich selbst weggeworfen hat – einfach nur, um nicht noch einmal weggeschmissen zu werden.
© c-xial1 2025-04-14