by Philipp_K
Der Gegenpol zu unserer Rastlosigkeit und unserem Bewegungsbedürfnis ist die sesshafte Lebensweise, die wir im Zuge unserer „Zivilisierung“ angenommen haben. Sie hat uns nicht nur Landwirtschaft, Acker- und Städtebau beschert, sondern auch Schrift, Hochkultur und … Bürokratie.
Nomaden brauchen keine komplizierten Regelungen ihres Lebens. Innerhalb der eigenen Sippe kennen sich alle untereinander persönlich, Beziehungen außerhalb davon sind selten und überschaubar. Nomaden leben direkt von dem, was ihnen die Natur bietet. Ist es zu wenig, ziehen sie weiter. Aber Landwirtschaft, Acker- und Städtebau brachten Herausforderungen mit sich, an denen wir uns auch heute noch abarbeiten. Denn Städte sind ja nicht nur eine Ansammlung von Wohneinheiten, ihre Architektur spiegelt ein hochkomplexes soziokulturelles Konstrukt wider. Da gibt es nicht nur die Verwaltung, sondern auch Bildungseinrichtungen, Verkehrswege, Dienstleister, Gebäude für Handel und Geschäfte, Industrie, Erholungsgebiete etc. All das muss nicht nur geplant, sondern auch erhalten und gepflegt werden.
Die Menschenwelt ist eine urbane Welt geworden, die immer stärker verstädtert. Heute lebt mehr als die Hälfte von uns in einer Stadt, in wenigen Jahrzehnten werden es drei Viertel sein. Dadurch steigen die Herausforderungen für die Lebensqualität. Schlechte Luft, Lärm, Stau, hohe Mieten, Stress etc. sind Belastungen, mit denen Stadtmenschen fertig werden müssen. Die Aussichten auf berufliche Perspektiven lassen die meisten von uns jedoch diese Nachteile in Kauf nehmen. Wir leben freiwillig in künstlichen Wüsten, die jedoch ganz trefflich den „modernen Zeitgeist“ widerspiegeln. Funktionalität, Nüchternheit und Sachlichkeit dominieren den modernen Bau. Der Geist der Nachhaltigkeit hat bisher nur in Nischen zu einer Formensprache gefunden, die (auch in der Verwendung der Baumaterialien) einmal die Moderne ablösen wird. Dazu zählen etwa Erdhäuser, oder auch „Earthships“, Tiny Houses etc.
Der Wandel in der Architektur kann sich jedoch nicht einfach nur in neuen Baumaterialien oder neuen Formen zeigen, sondern muss sich in einer neuen, nachhaltigen Planung für Gebäude und Städte manifestieren. In die „künstlichen Wüsten“ muss in Form von viel mehr Pflanzen und Natur ein ökologischer Geist Einzug halten, der die luftverpestenden Verbrenner-PKWs und -LKWs hinwegfegt. Flächendeckende Fassadenbegrünung, Erd- und Hügelbauten, Holzhäuser, Tiny Houses, all diese Nischen haben ein gewaltiges Entfaltungspotenzial! Autos werden auf Hauptverkehrsstraßen beschränkt sein, in Nebenstraßen, Gassen und Wohngebieten werden Fahrräder und Kleinelektrofahrzeuge das Mittel der Wahl sein.
Freilich, manche Menschen kehren lieber zum Nomadendasein zurück und ziehen hauslos mit dem Wohnmobil, oder gar nur mit Rucksack, Zelt und/oder Fahrrad durch die Welt. Unser Bewegungsdrang lässt sich nicht so einfach zähmen …
© Philipp_K 2023-03-26