by Lara Ehricht
Mit meinen Kopfhörern in den Ohren lief ich durch das verrostete, alte Tor. Hinter mir zog ich meinen Koffer her. Meine Mutter hielt es für die beste Therapie mich unter Leute zu stecken. Und dass, obwohl das für mich das Schlimmste von allen möglichen Optionen ist. Diesen Ort hier bezeichnet man als eine Akademie für Jungs mit besonderen Einschränkungen. Einerseits also für normale, junge Männer. Andererseits haben einige von ihnen Einschränkungen. Was für eine Art davon kann ich allerdings noch nicht sagen. Missmutig drückte ich die Tür eines alten Gebäudes auf und schaute mich um. Hier standen eine Menge Sofas herum. Viele Schränke, die mich Büchern gefüllt waren, viele Tische und ein Fernseher. War das eventuell der Aufenthaltsraum? Hatte ich mich in der Tür geirrt? Verwirrt drehte ich mich einmal komplett herum.
„Kann ich dir helfen?“
Wieder fuhr ich herum, entdeckte einen Jungen im Rollstuhl. Dieser stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die Räder, um zu mir zu kommen. Es wirkte leicht so, als säße er noch nicht lange in dem Ding. Ich versuchte nicht unhöflich auf den Rollstuhl zu glotzen und schaute in eine andere Richtung. „Suchst du die Anmeldung?“ Ich kniff meine Augen zusammen und nickte mit zusammengepressten Lippen. Der Junge schien leicht zu verstehen, warum ich hier war. „Sprichst du nicht?“, wollte er neugierig wissen. Ich konnte in seiner Stimmfarbe erkennen, dass er es lieb gemeint hatte. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute ihn an. Dann schüttelte ich mit dem Kopf.
„Ahhh okay“, er lächelte, „Musst du ja auch nicht. Ich bin Joon, Hi!“ Vorsichtig streckte er seine Hand aus. Leicht zögernd nahm ich sie an und schüttelte sie leicht.
„Also bist du neu?“, versuchte Joon es erneut. Wieder nur ein Nicken meinerseits. Es nervte mich ja ehrlich gesagt selbst. „Dann komm mal mit“, murmelte er, „Ich bringe dich zur Anmeldung.“ Ein Glück hatte ich einen Zettel vorbereitet, den ich der Dame hinter dem Tresen geben konnte. Joon blieb die ganze Zeit neben mir stehen, als ich versuchte mich mit der Dame zu verständigen. „Guten Morgen“, begrüßte sie uns, „Was kann ich für euch tun?“
© Lara Ehricht 2023-05-21