Spinnennetz aus Worten

QTwritings

by QTwritings

Story

Liebe einst-wertvolle Person,

du hast mich schnell gefangen – ich hatte gar keine Chance zu rennen. Da war ich schon eingeschlossen in deinem Käfig. Ich hielt ihn für eine sichere Höhle, geschützt vor allem, was mir wehtun könnte. Geschützt vor der Außenwelt, geschützt vor mir selbst. Doch das mulmige Gefühl tief in mir verschwand nie. Ich hielt es für Schmetterlinge – Schmetterlinge, die mit ihren Flügelschlägen tausende Winde verursachten. Aber es war mein Innerstes, das schrie: Renn.

Ich konnte es nicht einordnen. Zu sehr war ich gefangen in rosa Wolken, mit einer Brille, die meine Welt verzerrte.

Wann habe ich aufgehört, auf mich zu hören? Wann habe ich aufgehört, ich zu sein?

Deine lieblichen Worte veränderten sich.
Sie verdrehten die Wirklichkeit, bis ich meinem eigenen Kopf nicht mehr trauen konnte. Ich war gefangen im Spinnennetz deiner Worte – und richtig war ich selbst nie.

Die Zweifel türmten sich. War ich der Fehler? War ich es, die die geschützte Höhle zum Einsturz brachte? War ich der Grund für alles Schlechte in deinem Leben?

Deine Worte waren wie Messer – erst heiß, dann kalt. Erst kleine Schnitte, dann tiefe Wunden, mit denen ich noch heute schwer zu kämpfen habe. Kalte Schauer überrannten mich. Wie konnte ich so blind sein? War es das verzerrte Bild, verursacht durch meine unzähligen Tränen?

Was musste ich mir alles anhören? Was wurde mir an den Kopf geworfen? Du nanntest es Liebe, wenn du mich klein gemacht hast. Und ich? Ich nannte es Alltag.

Heute kann ich nur darüber lachen.
Über die Lächerlichkeit. Über deine Manipulation.
Über mich – dass ich es so lange nicht gesehen habe.

Aber ich kam raus. Ich schaffte es.

Nicht auf einmal. Nicht ohne Rückfälle.
Nicht ohne Nächte, in denen ich deine Stimme noch in meinem Kopf hörte.
Aber ich ging. Und ich blieb weg.

Und ich hoffe, dass deine nächste „geliebte“ Person diese Tortur nicht auch durchleben muss.

Arbeite an dir. Finde deinen Frieden.
Lauf nicht weiter durch die Welt und hinterlasse Wut, Zerstörung und abgebrannte Asche.

Ich laufe weiter – mit meinen Narben als Erinnerung, dass ich gelernt habe.
Dass ich wachse. Und dass ich den Mut hatte zu lieben.

Auch wenn es nur ein getrübtes Bild war.

Du wirst mich vielleicht vergessen.
Aber ich werde mich wiederfinden.

Leb wohl.

© QTwritings 2025-05-22

Genres
Novels & Stories
Moods
Emotional