by Fabiennne
Zwischen den Buden und Ständen hindurch zu laufen, war wie ein Eintauchen in eine vielfarbige Welt aus Gerüchen. Dort duftete es nach Obst, dann mischte sich ein Hauch von Gemüse dazwischen, weiter vorne übernahmen die Gewürze die Duftkulisse. Und aus dem Backwarenstand, an dem Franzi eben vorbeigelaufen war, duftete es herrlich nach frischem Brot.
Das Erkunden der zahlreichen kleinen Stände, Läden und Köstlichkeiten ließ sie wahllos durch die Gassen des Viktualienmarktes schlendern. Sie blieb mal hier und mal dort stehen, schaute sich die Auslagen an oder ließ sich vom Strom der Menschen, die den Markt heute bevölkerten, mittreiben. Als der Duft von Kaffee sich in den Vordergrund drängte, stand sie unweit von der bekannten Kaffeerösterei am Viktualienmarkt entfernt. Franzi holte sich ein Haferl Kaffee und nahm ein paar Florentiner dazu. Gleich neben dem Eingang fand sie einen freien Stehtisch. So konnte sie dem geschäftigen Treiben in der Marktgasse zu schauen.
„Franzi, sind Sie das wirklich?“, vernahm sie eine melodische Stimme neben sich. Eine etwa siebzigjährige Frau stand dort. Die Haare fein zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt, sie trug ein Dirndl mit passenden Schuhen, in der einen Hand trug sie einen Weidenkorb, der ihre Einkäufe enthielt.
„Frau Huber“, Franzi lachte sie an. „Ja, ich bin es.“
„Mensch Franzi, wie lange ist das her?“
„Fünf Jahre.“
„Wohnst Du wieder in München?“
„Nein, ich bin nur geschäftlich hier und habe zwei Tage drangehängt.“
„Guat schaust aus“, meinte Frau Huber.
„Danke.“
„Macht´s dir was aus, wenn i´ mia auch a Haferl Kaffee hol und mich dazu geselle?“
„Im Gegenteil, ich freu mich“, erwiderte Franzi. Frau Huber ließ ihren Korb neben Franzi stehen und verschwand im Inneren der Kaffeerösterei. Franzi schaute ihr nach. Dass sie Frau Huber, ihre ehemalige Vermieterin hier treffen würde, hatte sie nicht erwartet.
Mit einem Kaffee in der Hand kam sie zurĂĽck.
„Ich habe uns noch ein paar Florentiner mitgebracht. Die sind hier so guat“, damit stellte sich Frau Huber zu ihr an den Tisch.
„Ja, ich hatte auch schon welche.“
„Erzähl, Mädel, wie ist es dir ergangen?“ Frau Huber schaute Franzi erwartungsvoll an. Die erzählte ein wenig von der Arbeit, dass sie immer noch in Düsseldorf leben würde, aber über eine Rückkehr nach München nachdachte.
„Wer will woanders wohnen, wenn es München gibt“, Frau Huber lachte. Franzi schmunzelte. Frau Huber zwinkerte ihr zu: „Du könntest dein altes WG-Zimmer wieder beziehen.“
„Vermieten sie noch an Studierende?“
„Nein. Ich habe die Wohnung vor zwei Jahren meinem Neffen überlassen.“
„War eine wunderschöne Wohnung gewesen und wir waren eine supernette WG, nicht wahr?“, Franzi zwinkerte nun ihrerseits.
„Ja das stimmt. Mit euch hat es Spaß gemacht“, stimmte Frau Huber zu. „Gibt es den netten jungen Mann noch, mit dem sie immer im Englischen Garten zum Joggen gegangen sind.“
„Sie meinen Daniel?“ Franzi schluckte. „Nein, wir haben uns aus den Augen verloren.“
© Fabiennne 2022-01-02