Stich ins Herz

Simone_bloggt

by Simone_bloggt

Story

Die Leiche war noch warm, als Kommissar Schmidtke am Tatort eintraf. Mitten in der Nacht hatte sein Handy geklingelt und er hatte es wieder einmal verflucht. Diese verdammte Technik sorgte dafür, das man 24/7 erreichbar war, keine ruhige Minute hatte. Dank der Pandemie hatte er an diesem Abend nichts vorgehabt und lag mit einem guten Buch im Bett, als das Diensthandy sich meldete. Lieber hätte er mit der netten Bedienung aus dem Coffeeshop sein Bett geteilt, aber dieses Corona machte sogar vor den Kennlernphasen nicht halt. Sein Liebesleben: Die reinste Katastrophe. Er wusste nicht mal den Namen der Barista. Nun gut, dann muss eben die Arbeit als Ventil dienen. Er schwingt sich in seinen Wagen und fährt zum Ort des Geschehens.

Kurz und bündig bringt der Gerichtsmediziner, der den Leichnam in Augenschein nimmt auf den aktuellen Stand: männliche Leiche, 35–45 Jahre alt, Nationalität deutsch, das hätte sogar Schmidtke, anhand der weißen Socken erkannt. Todesursache: Ein Stich ins Herz. Ziemlich blutige Angelegenheit das Ganze. Todeszeitpunkt, vermutlich 2–3 Stunden zuvor, die Leichenstarre hatte gerade erst eingesetzt und war vom Kiefergelenk noch nicht viel weiter gewandert. Tobias Schmidtke ließ den Gerichtsmediziner alleine und besah den Tatort, der Schulhof eines Berufkollegs. Ziemlich dunkel gelegen, 2 Laternen erleuchteten den Platz. Er ging weiter und entdeckte ein Streichholzbriefchen. Darauf eine Nummer: 017512321098. Der Kommissar griff zu seinem Telefon und wählte die Nummer. Verschlafen meldete sich eine Frau. “Hallo” hauchte es ihm entgegen. Schmidtke, feinfühlig wie immer, stellte sich vor und die Frau am anderen Ende der Leitung war sogleich hellwach. Kooperativ war sie, zu kooperativ, wie ihm sein Bauchgefühl sagte. Nächster Halt: Wohnung der Frau mit der er zuvor telefonierte. Svenja Martens lebte in einem Mehrfamilienhaus in der besseren Wohngegend der Stadt.

Es war mittlerweile 4.45 Uhr als er dort ankam und er war ziemlich erledigt. Er parkte seinen Wagen und stieg aus, die Straßenlaternen warfen ein weiches Licht auf die wunderschön angelegten Vorgärten der Siedlung.

Er ging langsam auf das Haus, in dem die Frau wohnte zu. Als er näher kam, bemerkte er eine schwarze Katze, die seinen Weg von links kreuzte. Nachdenklich ging er weiter, je näher er kam, umso mehr kitzelte ihn der Kaffeeduft in der Nase. Es roch herrlich einladend. Eine leichte Brise wehte und eine Lampe am Hauseingang warf ein warmes Licht auf die Namensschilder an der Tür. Sein Finger fand das Klingelfeld von Svenja Martens und er hatte kaum geschellt, als der Türöffner leise brummte und er das Haus betreten konnte. Langsam und mit mulmigem Gefühl stieg er die Treppenstufen nach oben. In der ersten Etage öffnete sich langsam eine Tür und sein Gefühl verschlechterte sich weiter. Im Türrahmen erschien seine angebetete Barista. Lächelnd, mit einem Messer in der Hand, sagte sie: “Unser erstes und letztes Date!”

© Simone_bloggt 2021-05-26

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