„Bello, bello imposibile…“ singt Gianna Nannini, die Tochter des legenderen Zuckerbäckers. Unweit vom Campo entfernt, führt der Bruder der Sängerin die Konditorei Nannini. Es lohnt sich, für einen Caffe‘ und ein Panforte anzustehen. Während wir warten, ein kleiner Unterricht zum Thema Kaffeekultur in Italien. Willst du einen Espresso, dann bestelle einfach un Caffe‘. Ein Caffe‘ ristretto ist ein kurzer starker Espresso. Caffe‘ lungho, Caffe‘ latte, Caffe‘ americano, Caffe‘ corretto con grappa (der haut einen aus den Sandalen) Caffe‘ crema, im Sommer Caffe‘ freddo usw. nicht zuletzt der Cappuccino, den du nach 14 Uhr nicht mehr bestellen solltest, damit du dich nicht als Nichtkennerin der italienischen Kaffeekultur entlarvst.
Am Campo sitze ich lange in der Sonne und denke an das legendäre Pferderennen ober- und die Verfolgungsjagd unterirdisch im James Bond Film „Ein Quantum Trost“. Somit habe ich mich jetzt als James Bond Fan geoutet.
Da ich die Kathedrale von innen schon mal besichtigt habe, verzichte ich auf das Anstehen um ein Biglietto und besuche stattdessen die Casa Katharina. Hier spürt man den Spirit der Heiligen Katharina von Sienna. Es ist leise und es sind nur wenige Menschen hier.
Weiter schlendere ich durch diese sehr besondere toskanische Stadt, beobachte, staune und schmunzle über so manch Skurrilität.
Ich erinnere mich, dass ich vor 20 Jahren mit meinem, heuer im Frühjahr verstorbenen Gefährten, hier war und schicke ein Salute in den blauen Himmel. Damals kaufte er mir einen wunderschönen Ring, der irgendwann verloren ging und siehe da, plötzlich stehe ich vor der Boutique Elle Carli in der Via della Sapienza 26, mit außergewöhnlichem und extravagantem Modeschmuck und Accessoires. Dieses Geschäft lässt jedes Frauenherz höher schlagen und ich erstehe einen neuen Ring für mich. Dieser Ring soll das Symbol der Verbindung mit mir selbst sein. Ich bin überzeugte, alleinstehende (singuläre) Frau und mit diesem Ring besiegle ich den Bund mit mir und trinke in der nächsten Bar meinen geliebten Campari Spritz darauf.
Wer mit einem Wohnmobil, so wie ich nach Sienna kommt, wird kaum einen Parkplatz finden, deshalb teile ich meine Erfahrungen hier: Man fährt zur Stazione (Bahnhof) und 300 m weiter, wo rechts ein Schild zu einem Parkplatz, der als Stellplatz für Wohnmobile ausgewiesen ist, führt. Zu Fuß geht es zurück zum Bahnhof und betritt das gegenüberliegende riesige moderne Einkaufszentrum. Auf der Eingangstür ist das Kreissymbol für Centro. Diesem folgt man und findet sich vor einer Rolltreppe wieder, die bis nach oben zur Stadtmauer führt. Dort nimmt man auf der gegenüberliegenden Seite den Bus S 10 in das Zentrum. Derselbe fährt dann auch wieder zurück.
Voll der Eindrücke fahre ich durch das Chianti Gebiet zurück nach Bucine, wo ich mich auf dem sehr empfehlenswerten Campingplatz La Chiocciola, eingemietet habe.
“Vor lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tief, tiefes Leben…” (Rilke)
© Ingeborg Berta Hofbauer 2022-09-19