Tage des Schriftstellers: Falsche Zielgruppe?

Es war Sonntagabend, und das Wohnzimmer meiner Familie duftete nach Omas Kartoffelsuppe. Der Tisch war gedeckt und alle waren da: Oma, mein kleiner Neffe Jonas, Papa und Max, mein bester Freund, der sich irgendwie in jedes Familienessen einschlich. Ich hatte meine neueste Kurzgeschichte dabei – ein philosophisches Meisterwerk über die Vergänglichkeit, tiefgründig und voller Metaphern. Heute war der große Moment: Ich würde sie vorlesen und endlich Anerkennung finden. Zumindest hoffte ich das.

Ich räusperte mich, stellte mich vor den Kamin und fing an. »Die Zeit ist ein Fluss, der uns mitreißt, während wir …« Weiter kam ich nicht. Oma hob die Hand wie eine Verkehrspolizistin.

»Warte mal, Junge. Wo ist die Frau in der Geschichte? Gibt’s da keinen Mann, der ihr Blumen bringt?«

Ich blinzelte. »Äh, nein, Oma, das ist eher … symbolisch.«

Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Symbolisch? Ich will Liebe, keine Flüsse!«

Ich seufzte und las weiter. Jonas zappelte auf seinem Stuhl. »Und wo sind die Dinosaurier?«, fragte er laut und knallte seinen Löffel auf den Teller.

»Dinosaurier passen hier nicht rein«, sagte ich leicht genervt.

»Aber die sind cool! Deine Geschichte ist langweilig ohne T-Rex!«

Ich warf Max einen Hilfe suchenden Blick zu, aber der grinste nur und schob sich eine Kartoffel in den Mund. Dann hörte ich ein Schnarchen. Papa hatte den Kopf auf die Brust sinken lassen, die Brille rutschte ihm fast von der Nase. »Echt jetzt?«, murmelte ich und klappte mein Notizbuch zu. »Okay, das war’s. Ihr seid unmöglich.«

Oma tätschelte meine Hand. »Schreib doch mal was Romantisches, das würde ich lesen.«

Jonas nickte. »Mit Dinosauriern!«

Papa murmelt im Halbschlaf: »Hauptsache kürzer …«

Ich ließ mich neben Max auf die Couch fallen, frustriert bis unter die Haarspitzen. »Einmal mit Profis«

Max lacht leise.

Na ja, wer weiß, vielleicht würde ich irgendwann doch mal eine Dino-Liebesgeschichte schreiben. Nur so, für Jonas und Oma.