Tanz in der Luft

Lisa Koscielniak

by Lisa Koscielniak

Story

Mit dir ist die Welt plötzlich so groß
Und ich kann es kaum erwarten,
Sie mit dir gemeinsam zu erkunden
Und alles neu kennenzulernen.

Übermütig drehte ich meine Runden in der Sonne. Meine weißen Federn glänzten im Licht und ich fühlte mich richtig gut. Ich tanzte mit dem Wind und ließ mich von den seichten Böen tragen. Mein Partner jedoch erstrahlte noch viel mehr. Für mich war er der wahre Star. Er jubelte mir zu und ermutigte mich, immer weiterzufliegen.

Ich konnte nicht anders und musste seinen Worten einfach Folge leisten. Die Ehrlichkeit und die Liebe in ihnen beflügelten mich zu neuen Höchstleistungen. Doch er? Ich konnte kaum die Augen von ihm nehmen. Was sagte er? Ich würde schön aussehen? Da sollte er mal auf sich selbst gucken. Als er endlich zu mir kam und wir gemeinsam unsere Luftfiguren übten, verblasste alles in seiner Gegenwart. Schon als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich, dass er der richtige war. Seitdem war alles viel bunter und mein Blick noch offener. Ich nahm die anderen um uns herum kaum noch wahr, obwohl ich damals so viel Wert auf ihre Bewertungen gelegt hatte. Das alles war jetzt nebensächlich. Nicht der Rede wert, denn ich hatte ja dich.

Müde landeten wir auf einer der Straßen in der Nähe, um wieder zu Atem zu kommen. Stolz drückte ich meinen Kopf gegen seinen und er pickte sanft mit seinem Schnabel nach mir. Wer hätte gedacht, dass ich mal solch sorglose Tage erleben würde, an denen ich einfach lebte? All die anderen Tauben lungerten meist irgendwo bei den Menschen herum, um etwas zu Essen abzustauben oder machten sich einen Spaß daraus, auf die glänzenden Autos zu zielen, wenn der Magen rumorte.

Ich hatte darin noch nie einen Sinn gesehen. Glücklich schloss ich meine Augen und schmiegte mich an das warme Gefieder meines Geliebten. Das war Frieden. In unserer Nähe knackte ein Ast und wir sahen fragend auf. Dort stand eine Frau und beobachtete uns. Normalerweise traten die Menschen eher nach uns oder scheuchten uns auf, als wären wir Ungeziefer. Doch diese Frau war anders. Sie strahlte uns an, setzte sich auf eine Bank und machte weder Anstalten, uns zu verjagen noch wegzusehen. Sie zückte auch nicht ihr Handy, sondern saß einfach nur da. Wie schön, dass unsere Liebe anscheinend sogar andere erreichen konnte. Das machte sie gleich noch ein wenig mehr besonders.

Tanz mit mir im Regen,
Lauf mit mir durch die Nacht
Und hab keine Angst vor den Schatten,
Denn ich bin da und werde alle Monster verjagen.

© Lisa Koscielniak 2025-07-10

Genres
Novels & Stories
Moods
Hoffnungsvoll, Unbeschwert
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