Teil 2 – Lächeln an der Mautstation

Johannes Perl

by Johannes Perl

Story

Unwissend, wie schnell ich unterwegs war, weil auch der Tacho seinen Dienst verweigerte, bog ich auf eine Raststation ab und wir tranken einen Kaffee. Nach unserer Rückkehr zu den Autos sahen wir, dass der Käfer sein Revier in Form einiger Öltropfen markiert hat, Inkontinenz ist eine übliche Käfer-Krankheit. Zu allem Überfluss weigerte er sich dann auch mehrere Minuten, den Motor zu starten. Scheinbar hat auch dieses Auto, wie sein berühmter Bruder mit der Nummer 53, ein Eigenleben. Wie von Zauberhand entschied sich der kleine Motor doch plötzlich anzuspringen.

Pure Erleichterung bei uns drei, dass das mitgebrachte Abschleppseil wohl doch nicht zum Einsatz kommen müsse, machten wir uns auf den weiteren Weg in Richtung Süden. Mangels Spiegel auf der Beifahrerseite gestaltete sich jeder Spurwechsel mehr als aufregend, aber mit jedem gefahrenen Kilometer konnte ich mein neues Schätzchen besser kennen und beherrschen lernen. Einzig die fehlende Servolenkung machte mir bei Ein- und Ausparkmanövern das Leben schwer.

Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, kam die Sonne zum Vorschein. Grund genug, das Schiebedach aufzumachen und den Wind in den Innenraum ziehen zu lassen. Natürlich hielt sich der Fahrtwind ob der bescheidenen 50 PS in Grenzen, aber eine angenehm warme Oktoberluft machte die Fahrt zu einem Genuss. Und die lächelnden Gesichter in den Autos, die uns überholten, was bei 90 km/h Fahrtgeschwindigkeit zu erwarten war.

Nach 2 Stunden Fahrtzeit ohne gröbere Zwischenfälle, vom fehlenden Tacho und dem Abschätzen der Geschwindigkeit abgesehen, tauchte vor uns eine Mautstation für einen Tunnel auf. Verwöhnt von modernen Fahrzeugen hatte ich nicht bedacht, dass es bei diesem Auto nicht ausreichend ist, nur einen Knopf zu drücken, um das Fenster zu öffnen. Langsam tuckerte ich an den Schalter und mein angestrengter Versuch, das Fenster hinunterzukurbeln, sorgte für ein amüsiertes Lächeln bei der Mitarbeiterin der Mautstation. Freudig winkte sie uns nach, als wir uns knatternd wieder auf den Weg machten.

Da wir der Tankanzeige genauso wenig trauten, wie dem Tacho, entschieden wir uns, einen Tankstopp einzulegen, um die Sicherheit zu haben, auch noch nach Hause zu kommen. Also wieder abgefahren an eine Raststation und mit einem mulmigen Gefühl den Motor abgestellt, in ängstlicher Erinnerung an den letzten Stopp. Beim Tankstopp lernte ich auch gleich, wie man solch ein Auto richtig betankt. Einfach Benzin einfüllen geht da nicht, muss doch ob des Alters ein Zusatz in den Tank, um den Motor zu schonen.

Das Happy End der Geschichte folgt in Teil 3

© Johannes Perl 2021-01-21

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