Teil 5 – Die neue Schule

Anja Authried

by Anja Authried

Story

Auch das letzte Schuljahr an der Zoo-Volksschule verging wie im Flug, es war fast zu Ende und ich konnte die Sommerferien kaum mehr erwarten. Doch meine Freude wurde ein wenig getrübt. Denn nach den Ferien hieß es für mich und meine Klassenkameradinnen und Klassenkameraden: „Ciao, Zoo-Volksschule!“ und „Hallo, Zoo-Mittelschule!“

Ein Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich daran dachte. Neue Schule. Neue Lehrerinnen und Lehrer. Und vor allem neue Schülerinnen und Schüler. Werde ich dort genau so integriert sein wie hier? Werde ich neue Freundinnen und Freunde finden? Ist dort alles barrierefrei?

Am ersten Schultag hatte ich kurz überlegt, ob ich meinen Vater anlügen sollte. Ich könnte behaupten, dass ich krank sei oder sagen, dass mein Rolli nicht funktionierte. Doch diese Überlegungen verwarf ich schnell wieder und erinnerte mich selbst daran, dass ich stark wie ein Löwe bin und alles schaffen kann.

Gott sei Dank ging ich nicht als einziger in die Zoo-Mittelschule Horihausen weiter. Einige meiner Klassenkolleginnen und Klassenkollegen begleiteten mich. Das beruhigte mich ein wenig. Nervös und hibbelig war ich aber trotzdem. Wir gingen also alle gemeinsam, okay ich rollte, in das Schulgebäude.

Boah, schon groß diese Schule, dachte ich mir und schaute mich vorsichtig um. Gleich im Eingangsbereich konnte ich eine Aufzugtür erkennen. Ich atmete auf. Diese Frage war schon einmal geklärt und ich machte gedanklich ein Häkchen auf meiner Liste dahinter. Es sollte also kein Problem für mich sein, in den ersten Stock zu kommen.

Gleich darauf empfing uns unsere neue Frau Lehrerin, Eleonore Eichhörnchen. Sie schien nett zu sein und machte einen guten ersten Eindruck auf mich. Wir wurden von ihr zu unserer Klasse begleitet. Nun kam der Moment, vor dem ich am meisten Angst hatte. Ich würde nun die anderen Schülerinnen und Schüler kennenlernen. Bitte zeigt nicht auf mich, hoffte ich inständig. Leider war es jedoch wie in meinem schlimmsten Albtraum. Alle tuschelten über mich, als ich an meinen Platz fuhr, zeigten auf mich und kicherten auch. Ich wünschte mir, wie so oft, dass ich einfach davonfliegen hätte können.

Meine Lehrerin schritt aber sofort ein und wollte die besagten Schülerinnen und Schüler auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen. Doch diese erklärten sofort, dass sie mich keineswegs ausgelacht hatten. Sie haben mich erkannt. Von wo bitte?

Ein paar von ihnen saßen bei meinem Auftritt mit der Rollstuhltanzgruppe im Publikum und waren begeistert von meiner Gruppe und von mir. Deshalb hatten sie auf mich gezeigt und vor Aufregung gekichert. Schließlich ging nicht jedes Menschentier mit einem Star wie mir in die Klasse.

© Anja Authried 2023-02-04

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