Thanks God for Fibro…

Ursula Anna Polgar

by Ursula Anna Polgar

Story
2014 – 2020

Die Fibromyalgie als Himmelsgeschenk? Makaber! Aber in der Corona-Krise-Zeit ist sogar diese Erkrankung ein brauchbares Instrument und erfüllt mich mit ein bisschen Dankbarkeit. Ich musste mich nicht an die neue Situation anpassen! Obwohl ich mit meinen Vorerkrankungen eigentlich der Risikogruppe angehöre, und ich jedes Mal Angst habe, wenn sich mein täglich Brot dem Ende neigt und ich zum Bäcker laufen muss, versuche ich trotzdem, mein normales Fibro-Leben zu leben!

Einen Riegel schob mir eine OP am 13. März 2014 vor mein Leben, auf den Tag genau 2020 änderte sich das Leben aller in Österreich! Die neuen Verordnungen und Schließungen schlugen ein wie ein riesiger Asteroid, und er traf jeden Einzelnen mit voller Wucht! Für mich änderte sich nichts!

Plötzlich Home-Office? Bei mir als Autorin und Journalistin ist Home-Office Standard. Schreiben ist meine Seelennahrung immer und überall. Plötzlich Geschäftsschließungen? Ich mutierte nicht zu einem Hamster. Ich hatte rechtzeitig Klopapier und Konservendosen eingekauft, und aus meiner Krankenschwester-Zeit noch 2 Fläschchen Desinfektionsmittel und 4 Mundschutzmasken lagernd. Plötzlich Reiseverbot? Ich habe nie Fernweh! Mit Fibro wären Reisen für mich viel zu anstrengend!

Plötzlich Grippesymptome? Gliederschmerzen und erhöhte Temperatur begleiten mich fast täglich schon 7 Jahre lang, solche Symptome sind für mich nichts Außergewöhnliches. Plötzlich keine Termine, kein Stress? Jeder Termin bedeutet für mich Stress! Meine Fibro-Gleichung lautet: Termine+Stress = Schmerz! Plötzlich einsam? Für mich gibt es Einsamkeit nicht, ich bin gerne allein, in Ruhe und Gelassenheit, meine Fibro und ich! Früher war ich sehr gesellig. Menschenansammlungen machen mir Angst. Die Fibro erklärte mich ein bisschen zu einem misanthropischen Menschen. Tiere sind mir lieber! Mein Tierschutzhund Samy gibt mir Kraft und die Pferde-Ranch meines Freundes befindet sich in meiner Nähe. Plötzlich Langeweile? Mein Tag ist erfüllt und meistens zu kurz. Das Wort fad bereichert sich nicht an meinem Wortschatz. Die Fibro zwingt mich täglich stark in die Knie und nötigt mich nach jedem Schaffen zur körperlichen Ruhe! Da sich mein Gehirn nie eine Pause gönnt, liegen Griffel, Zetteln und Bücher überall bereit. Die Decke fliegt mir nicht auf den Kopf, da viel Grün, Natur und Wald vor der Haustüre liegen. Plötzlich keine Umarmungen, kein Bussy? Bei Begrüßungen sind sie manchmal sogar ein lästiges Übel. Plötzlich keine Freunde treffen? Das wird auf später verschoben. Ich vermisse die Besuche meiner 79jährigen Tante und meiner 96jährigen Großtante sehr! Das Grab meiner Eltern kann ich jederzeit besuchen.

Plötzlich Todesangst? Ich sah dem Tod schon mehrmals ins Gesicht. Das Leben ist nicht unendlich! An einem Corona-Virus will ich trotzdem nicht sterben!

Ich wünschte mir, die Entschleunigung der Welt könnte für immer bleiben!

Zurück zur Normalität? Mit Fibro ist das undenkbar!

© Ursula Anna Polgar 2020-04-08

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