The good ol´ hockey game

Johannes Perl

by Johannes Perl

Story

Jede Woche frage ich mich selbst: “Was bist du eigentlich für ein Idiot?”

Es ist Sonntagmorgen, so wie jede Woche zwischen November und März schrillt früh der Wecker. Den Schlaf aus den Augen gewischt, wird es doch Zeit zu fahren.

Die Tasche, schon am Abend zuvor vorbereitet, um noch 5 Minuten Schlaf mehr aus der Nacht herausholen zu können, ins Auto und losgefahren. Im Radio die selbe ruhige Musik wie jede Woche, “Entspannt aufstehen an Sonn- und Feiertagen” verkündet die inzwischen altbekannte Stimme.

30 Minuten später am Ziel angekommen. Mal wieder als Erster. Alles rausgeholt aus dem Auto, durch die kalte Winterluft marschiert und fast schon traditionell darüber geärgert, dass man vielleicht doch noch ein paar Minuten länger im Traumland hätte verweilen können, ist doch mal wieder keiner da.

Aber dann dieser Moment: Ruhig liegt das Eis da, leichte Nebelschwaden ziehen darüber hinweg. Es glitzert und glänzt im Licht der aufgehenden Sonne, die durch die Fenster hereinscheint. Kein Laut ist in der ganzen Halle zu hören. Belohnung für das frühe Aufstehen.

Nach und nach bevölkert die Mannschaft die Halle, ab in die Kabine, der Trainer treibt uns an, endlich unsere Ausrüstung anzuziehen. Unterschiedliche Charaktere, laute und leise Menschen, Studenten, Lehrlinge. Jeder hat seine eigene Geschichte. Und doch verbindet uns etwas, wir sind mehr als nur Teamkameraden.

So wie es Tradition ist, habe ich das Recht, als Kapitän, als Erster das Eis zu betreten. Die Kufen knarren bei den ersten Schwüngen über das frische Glatt. Das Geräusch hallt durch die menschenleere Arena.

Wenn alle am Eis sind, ist es vorbei mit der Ruhe. Voller Einsatz. Jeder erledigt seine Aufgabe in der Mannschaft. Jeder fokussiert sich darauf, was zu tun ist. Der Trainier peitscht uns durch die Übungen, aufgeben oder Schwäche zeigen kommt für keinen in Frage. Jeder will sich für das nächste Spiel empfehlen. Jeder legt eine große Leidenschaft an den Tag, gibt alles. Für sich und für das Team. Perfekt vorbereitet auf das nächste Aufeinandertreffen mit der gegnerischen Mannschaft.

Jeder tut im Spiel alles für den Sieg. Nicht für sich selbst, sondern für den Erfolg des Teams. “The name on the front is more important than the name on the back”

Meist bin ich der letzte, der das Eis und die Halle verlässt. Es ist ein harter Sport, es wird einem nichts geschenkt. Doch wenn man dann wieder alleine in der leeren Halle steht, merkt man erst, wie ruhig eine solche Arena sein kann.

Ein letzter Blick auf das von Kufen zerfurchte Eis, welches noch vor 2 Stunden geglitzert hat. Dann geht es nach Hause, müde aber zufrieden. Und eine Woche später wieder die Frage: “Was bist du eigentlich für ein Idiot?”

Ein Riesenidiot, verliebt in den schönsten Sport der Welt. The good ol´ hockey game.

© Johannes Perl 2020-10-06

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