Tiefe Gewässer, Teil 2

Julia Wolf

by Julia Wolf

Story

Jede Rose, die du mir geschenkt hast, hat mir einen Dorn ins Herz gestochen, den ich niemals loswerden konnte. Bis heute ist es voller Dornen, die jetzt jeden stechen werden, der versucht mir näherzukommen. Wenn du mir noch eine Rose schenken könntest, mich mit noch einem Dorn stechen könntest, Ich bin mir sicher, dass ich mich daran erinnern würde, dass es schöner ist in Schmerzen zu leben, aber zumindest mit dir, als sich zu fragen, ganz allein, wem sonst noch, mit deinen liebsten Rosen, ins Herz gestochen wird.

“Das, worüber du weinst, ich bin sicher, ist es nicht wert.” Ist es – ich weine über dich. Und wenn meine Freunde nur wüssten wie viel Zeit ich hätte sparen können, anstatt sie an dir zu verschwenden… Ich bin sicher, sie würden sich schämen für meinen kindischen, hoffnungsvollen Verstand. So naiv, dass er mich jedes Mal dazu brachte mich dumm zu verlieben — immer und immer wieder in den gleichen Kerl.

“Es wird dir gut gehen,” Flüsterst du, während ich in deine Schulter schluchze. “Nein, Schatz. Nicht ohne dich.” Vielleicht wäre es sicherer gewesen mein Herz in Teilen aufzubewahren. Und nicht all meine Liebe auf ein mal auszuschütten, nur einem zerschmettertem Herzen überlassen zu hüten.

Ich habe eine Scherbe aus meinem Fuß gezogen — Einen Teil von deinem zerbrochenen Herzen, auf den ich trat, als ich versuchte dir nahezukommen. Ich wusch das Blut vom Glas, polierte es und gab es dir zurück.” Du blutest” Flüstertest du in Trauer, Ehrfurcht. Ich sagte, mir ging es gut. Und du warst dumm genug mir meine Lüge zu glauben. Ich bandagierte meine Wunde, verklebte sie mit Pflastern. Und ich träumte von dem Buch, das ich einst las. Ich wünsche die Zeilen noch ein mal zu lesen, Stunden daran zu verschwenden, meine eigene Schrift, von Tränen und Zeit kaum noch lesbar, zu entziffern bis das Buch mich sehen lässt wie sehr ich mich verändert habe. Mir zeigt; welche meiner Wunden habe ich geheilt? Welche sind noch immer da, welche habe ich mir wieder aufgerissen? Lass mich unter die Verbände spicken; ich kann nicht abwarten zu wissen, was sich so verändert hat.

Ich bemerkte, wie lange er (mein Junge) schon (in meinem Herzen) lebte. Ein Leben nach dem anderen — keins war gut und keins war schlecht. Er verlor sich mitten drin. Schien so vieles zu missachten; Ich liebte dich mit allem, was ich hatte, du konnte es nur nie begreifen: „Alles, was wir je hatten, war Unsinn. Was wir auch taten – es spielte keine Rolle.“ Dann verstehe ich nicht wie ich mich so schlimm fühlen kann nur ein paar wenige Sekunden nachdem ich endlich von dir lief. Jetzt sitze ich hier, auf dem kalten Boden, rücken an die Wand gedrückt, und auf der anderen Seite der Mauer läufst gerade du.

© Julia Wolf 2022-08-31