by Jasmin Haj
Ich bin guter Dinge. Torben hat mit seiner Performance die Basis gebildet, von der aus es nur noch bergauf gehen kann, beschließe ich. Ich bestelle mir einen neuen Aperol und warte auf den nächsten Mann. Irgendwie erinnert mich dieses Konzept, bei dem die Typen immer einen Tisch weiter wechseln, an Running Sushi. Ich will mich nach Manuel umsehen und verschlucke mich an meinem Getränk. Ein Mann, der gerade von der Toilette zurückkehrt, erinnert mich auf unschöne Weise an meinen ersten und letzten gescheiterten Versuch, eine moderne Frau zu sein, die absolut aufgeschlossen für Casual Sex ist. Ja, das ist definitiv er. Wie heißt er gleich? David? Daniel? Doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass sein Name Daniel ist. Oh Gott, bitte lass ihn nicht als Nächstes an meinen Tisch kommen. Ich denke fieberhaft über eine Möglichkeit nach, ungesehen aus dieser Bar zu verschwinden.
Ich atme auf, als beiger Stoff sich zwischen Daniel und meinen gehetzten Blick schiebt. Ich starre auf den Schritt einer weiten Cargohose. Meine Augen wandern an dem Hünen von einem Mann vor mir hinauf und bleiben an seinem dunklen Vollbart, kurz rasierten Seiten und einem kleinen Zöpfchen hängen. «Bin ich hier richtig bei Tisch Nummer sechs?» Ist seine Stimme wirklich so tief und kratzig oder legt er sich Reißzwecken auf die Bänder, um den Effekt zu verstärken? «Goldrichtig», bestätige ich. «Ich bin Liz.» «Einfach nur Liz?» «Ja, einfach Liz.» Cargohose setzt sich belustigt und reicht mir seine Pranke. «Okay, einfach Liz. Marcel. Ich brauche noch einen Drink.» Seine Finger klopfen unruhig auf die Tischplatte, während er sich nach einer Bedienung umsieht. «Ich kann den hier empfehlen.» Ich deute auf mein Glas. «Nee, das süße Zeug überlasse ich euch Mädels.» Aha, so einer also. Ich verdrehe innerlich die Augen, versuche aber, ihm eine Chance zu geben.
Kurze Zeit später nimmt Marcel einen kräftigen Schluck von seinem männlichen Bier. Machen wir es kurz. «Also Marcel, wonach suchst du hier?» Er zuckt mit den Schultern. «Ich bin einfach offen, neue Frauen kennenzulernen.»
«Auf welche Qualitäten legst du bei einer Frau wert?» «Eine Frau sollte loyal und ehrlich sein.» Okay, so weit gehe ich schonmal mit. «Sie darf auch gerne auf eigenen Beinen stehen und so-» Oh-oh, was kommt jetzt? «Aber sie sollte auch gerne was im Haushalt machen.» Ich fange Feuer. «Was genau meinst du damit?» «Sie sollte Spaß am Kochen haben und gerne putzen, Wäsche machen und so weiter.» «Niemand putzt gerne», kläre ich ihn trocken auf. Langsam komme ich richtig in Schwung. Er verzieht das Gesicht. «Doch, manche schon», will er mir ernsthaft weiß machen. «Meine Mutter zum Beispiel besteht darauf, den Haushalt alleine zu schmeißen.» Daher weht der Wind. Ich gehe meinem Verdacht weiter nach. «Wohnst du noch bei deinen Eltern?»
«Nein. Ich wohne in einer Einliegerwohnung.» Ich wusste es. «Aber bei deinen Eltern?» Er windet sich unter meinem Blick. «Ich habe einen eigenen Eingang und alles.» Volltreffer! «Wer macht deine Wäsche?» Er sieht mich genervt an. «Lass mal über was anderes reden. Was machst du beruflich?» Innerlich gebe ich mir ein High-Five. «Ich bin Chefredakteurin bei einem Modemagazin.» «Chefin also» Er hebt spöttisch eine Braue. «Und was macht man so als Redakteur?»
Ich bin erleichtert als das Signal ertönt. Dieser Typ braucht keine Frau, sondern eine mittelalterliche Maid.
© Jasmin Haj 2025-08-20