Als du kamst, brachtest du Angst und Enge. Furcht und Aufregung. Stress und Ohnmacht.
Als du wieder gingst, hinterließt du Traurigkeit und Dankbarkeit.
So viel hattest du in dieser Zeit zu geben. So ruhig schienst du zu sein. So freudig und leicht wolltest du erscheinen.
Ich auch.
So viel Mühe habe ich mir gegeben. So viel Liebe wollte ich transportieren. Trotz aller Ereignisse, die davor geschahen.
Doch so viel Traurigkeit liegt noch immer darunter. So viel Traurigkeit sucht sich weiterhin ihren Weg.
Die Traurigkeit darüber, dass unsere Dynamik miteinander noch immer dieselbe ist.
Die Traurigkeit darüber, dass wir es nie schafften, diese Dynamik dauerhaft zu durchbrechen.
Die Traurigkeit darüber, dass wir unsere Illusion, und nun auch die Illusion der Kinder, einer heilen Familie nie leben konnten und nie miteinander leben werden.
Die Traurigkeit darüber, dass wir jeder für sich bessere Menschen und Eltern sind als miteinander.
Ich bin traurig, dich wieder gehen zu sehen. Ohne einen Blick zurück. Ohne ein liebes Wort. Ohne eine Bemühung in meine Richtung.
Wie so oft.
Und ich bin dankbar. Dankbar, dass ich es endlich so annehmen kann.
Dankbar, dass es nicht mehr um mich geht.
Dankbar, dass die Kinder nun das in und von dir sehen, bekommen, haben und erleben, was sie all die Jahre schon gebraucht hätten.
Dankbar, dass du nun diese Rolle einnimmst und ausfüllst, und sie mehr von dir haben als bisher.
Dankbar, dass ich in dieser Traurigkeit erkenne, dass ich dich noch immer liebe und mir dennoch mehr wert bin als dieses Leben noch einmal so führen zu wollen, wie wir es so lange taten.
Dankbar, dass ich dich und mich heute beobachten kann, und mir mit offenen Augen und offenem Herzen eingestehen kann, dass in deinem Leben kein Raum ist für mein Wesen und mein Sein, und dass in meinem Leben zu wenig Grenzen und Mauern existieren, um dich in meinem Raum willkommen zu heißen.
Ich vermisse unsere schönen Zeiten und ich bin traurig über unsere verlorenen Zeiten.
Ich bin dankbar für die schönen Momente und ich betrauere alles, was es nie gab und nie geben wird.
Ich bin traurig dankbar.
© Jenny Richter 2025-06-02