Trennung aus Liebe

Martina P

by Martina P

Story

Wir sitzen uns gegenüber. Weinen und lachen gleichzeitig. Es ist, als ob eine immense Last von unseren Schultern abgefallen ist. Endlich. All diese Ehrlichkeit, die wir uns die letzten Jahre nicht mehr entgegenbringen konnten. Endlich. Alles ausgesprochen, was uns gegenseitig schon seit Monaten schier zu erdrücken drohte.

Trotz allem schmerzte dieser neue Schritt. Immerhin waren es Jahre. Beinahe ein Jahrzehnt Beziehung, gut ein Drittel unseres Lebens.

Es war eine intensive Zeit. Wir haben viel erlebt. Im Nachhinein gefühlt wie ein Marathon. 2 Kinder. Gemeinsam ein Geschäft aufbauen. Alles mit voller Kraft. Obwohl uns das Leben immer wieder in Situationen bugsiert hat, die uns viel abverlangt haben, schafften wir es dennoch immer. Gemeinsam.

Doch irgendwann veränderte sich das Gefühl zwischen uns. Jeder entwickelte sich weiter. Jeder auf seine Art und in seine eigene Richtung. Es war gut so. Nichtsdestotrotz in wichtigen Belangen standen wir immer beisammen. Wenn es um das Band zwischen uns ging, so fühlten wir es, wurde etwas anders. Es war, als würde jeder den anderen mehr an sich anpassen wollen. Das schmerzte. Jeder hatte das Gefühl er war irgendwie nicht richtig, so wie er war. Es entwickelte sich eine Art unsichtbare Mauer zwischen uns und unseren Herzen.

Ich fühlte diese Sehnsucht in mir, wünschte mir so sehr, dass es doch funktioniert, dass wir zueinander fänden im Herzen.Ich betete und hoffte, dass die Stimmen in meinem Kopf, die mir diese Kluft aufzeigten, doch endlich still sein mögen.Ich versuchte, gemeinsam mit dir, den Erwartungen unserer Umgebung zu entsprechen.

Doch es gelang mir irgendwann nicht mehr.Es kam das Gefühl des ausgebrannt seins. Ich fühlte mich stumpf, denn es war, als würde etwas in mir langsam aber sicher absterben. Ich verlor mein Feuer und merkte, wie auch dein Lodern, deine Energie immer mehr schwand.

Der Entschluss zu diesem Schritt kam in Etappen.Insbesondere wenn ich draußen war in der Natur, ganz allein, oft nachts, wenn ich spazierenging und die unendliche Weite der Sterne betrachtete und ihr Strahlen. Genau in diesen Momenten wurde mir klar, dass ich nur ein winziger Teil eines großen Ganzen war. In mir kehrte Klarheit zurück.

An diesem Sonntagabend wusste ich, es war Zeit. Ich fühlte mich, als ob ich in Zeitlupe die Stufen auf den 10Meter Turm hochkletterte und als ich oben stand, wusste ich, es gab kein zurück mehr. Loslassen und springen. So war es auch. In unserem Gespräch packte ich mein Herzleid vor dir aus, meine Gefühle, Sehnsüchte und Gedanken. Alles strömte aus mir heraus. Und aus dir. So beschlossen wir, verletzlich und voller Ehrlichkeit, dass wir uns zu sehr liebten, um einander noch mehr zu verletzen. Wir trennten uns. In absoluter Klarheit und in Liebe zueinander. Dies veränderte mich, veränderte dich. Veränderte die Bindung zwischen uns. Plötzlich war sie reiner und inniger als jemals zuvor. Dafür danke ich dir und liebe dich mehr!

© Martina P 2021-04-19

Hashtags