by Sabine Doods
Zuerst: Schockstarre, nicht wahr haben wollen. Man funktioniert einfach, weil man muss. Kocht dem Kind ein Essen, geht einkaufen, füttert die Katzen, sitzt vor dem Lehrbuch und befiehlt dem Gehirn, den Lernstoff aufzunehmen. Versucht, nicht daran zu zerbrechen. Friert im Hochsommer und lernt, dass diese eisige Kälte ein Schocksymptom sein kann.
Dann: Gespräche mit allen Freundinnen über die Trennung. Viele Telefonate, viel Zuspruch, aufbauende Worte. Man erzählt, zerlegt, baut wieder zusammen. Zerdenkt alles und versucht, einen Sinn zu erkennen. Versucht, zu verstehen, was man nicht verstehen will und kann. Im Kopf immer wieder der Gedanke, dass es uns doch gut ging zusammen.
Schließlich: Es ist etwas Zeit vergangen, in meinem Fall 5 Monate. Der erste Schock ist vorbei, alle wissen Bescheid, man hat akzeptiert, dass es wirklich aus und vorbei ist.
Das Kind, um welches man sich so sehr sorgte, scheint es gut verkraftet zu haben. Meint, dass es eigentlich auch ganz schön sei, nur mit Mama alleine zu wohnen. Es hat sich gut arrangiert mit der neuen Situation, wirkt nicht mehr traurig.
Und ich selbst? Niemand hat mir gesagt, dass der Alltag so schwer werden würde. Der neue Alltag wohlgemerkt. Es ist ein Alltag, den ich so nicht wollte, nie wollte. Ich wollte immer gemeinsam mit meinem Partner unser Kind aufziehen und nun das. Egal wie ich es drehe und wende, ob ich es umschreibe oder benenne: ich bin jetzt alleinerziehende Mutter.
Aus dem schockstarren Funktionieren nun in einen neuen Alltag. In dem ich mich frage, wie es weiter gehen soll. Kann man eine Situation lieben lernen, die man gar nicht wollte? Ich versuche, dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Beneide meine Tochter, der das viel besser gelingt. Allerdings hat sie den Papa ja auch nicht verloren, während er mir als Partner entglitten ist.
Werde ich jemals wieder jemanden kennen lernen, mit dem es passt? Hat es überhaupt jemals mit irgendjemandem gepasst? Wann passt es denn überhaupt? Viele Fragen, wenig Antworten.
Soll ich warten, soll ich suchen, soll ich gar nichts tun? Soll ich mich abfinden, soll ich glücklich sein, mit dem was ich habe?
Ich mag diese Phase gar nicht, aber spüre, dass ich da durch muss. Es gibt kein Ausradieren und kein Wegschummeln. Mein einziger Trost ist, dass auch diese Phase einmal vorbei gehen wird.
© Sabine Doods 2020-10-04