über das allein sein

Carla Höchtl

by Carla Höchtl

Story

allein mit mir

Ich glaube, ich mag es allein mit mir zu sein. Die Welt da draußen ist manchmal und oft sehr viel im generellen. Niemand fragt dich so richtig, ob du das alles tragen kannst, also die Welt. Dir wird sie auf die Schultern aufgesetzt und dann versuchst du nicht einzuknicken, nachzugeben und auf den Boden zu fallen. Zu oft habe ich versucht dabei eine unnatürlich gerade, aufrechte und gestreckte gleichzeitig elegante Körperhaltung zu bewahren. Jetzt denke ich darüber nach, ob es nicht schädlicher ist so das Gewicht dieser Erdkugel zu tragen, als eine Haltung einzunehmen, die länger aus-haltbar ist, dabei aber von grundauf anders ist. Bin ich dem Boden näher, wenn ich mich dem Himmel entgegenstrecke? Jedenfalls mag ich es allein mit mir zu sein. Ein griechischer Stoiker sagte einmal, der schönste Ort zum Verweilen wäre der eigene Kopf. Sich selbst zu haben, sich zu sehen und zu nehmen als ganzes und nicht unvollkommenes. Wenn ich alleine bin, dann kann ich diese andere Haltung einnehmen, und ich muss nicht so viel stützen. Manchmal kann ich mich so etwas in mich an diesen schönen Ort zurückziehen. Ich sehe was ich liebe, ich fühle die Sachen die ich liebe, ich esse was ich liebe, ich höre dem zu was ich liebe. Alles ist gleichzeitig sanfter und intensiver. Außerdem lerne ich mich kennen, denn irgendwie bin ich mir so fremd wie ich mir vertraut bin. Ich lache über meine eigenen Witze, ich fühle mich berührt durch meine Gedanken, ich mache mir Sorgen um mich selbst. Ich glaube, ich mag es, allein mit mir zu sein.

Einsamkeit

Stumm schreit sie in die Nacht, dass sie alleine sei. Ihre Arme sind die einzigen die sie wirklich halten. Sie fühlt sich einsam. Die Bäume wiegen sich im Wind, die Wolken ziehen an ihr vorbei. Sie steht da und möchte mit ziehen. Sie möchte weit weg von all dieser Dunkelheit in ihrem Herzen, wo auch immer das ist. Die Nacht wird für sie zum Tag, sie fühlt sich lebendiger und tiefer an, klarer vielleicht. Sie streicht durch die Straßen wie eine Suchende, aber sie sucht nicht genauso wenig wie sie findet. Sie wüsste nicht was. Alle leben weiter und sie, sie schaut zu am Rand, weiß nicht wie sie dort hingekommen ist und wie sie wieder zurückkommen soll. Die Müdigkeit zieht sich durch jede Ader ihres Körpers lässt alles verblassen und verschwimmen. Ein Monochrom-filter legt sich wie ein Schleier über ihre Sicht, durchbrochen durch das grelle Aufblitzen des Schmerzes, das immer seltener wird. Die Einsamkeit ergreift sie, lässt sie nicht mehr los. Egal wie oft sie sich mit Menschen trifft, egal wie viele Freundschaften sie hat, egal wie viel Liebe ihr entgegengebracht wird, sie kann es nicht fassen, wie ein verzweifelter Versuch Wasser in den geöffneten Händen zu halten entrinnt es ihr. Niemand hört ihren Hilferuf nicht einmal sie selbst.


unabhängig:

Nichts ist lauter als die Stille.



© Carla Höchtl 2023-08-25

Genres
Novels & Stories
Moods
Herausfordernd