Über den Autor

Jasmin Hielscher

by Jasmin Hielscher

Story

„Meine Augen umgeben vom Rauschen des Meeres. Meine Ohren umgeben vom Rauschen des Meeres. Ich – umgeben vom Rauschen des Meeres, und vom Wehen des Windes, Salz in meinen Haaren und auf meiner Haut, während ich diese Zeilen in meine Schreibmaschine tippe, den Kragen meines Rollkragenpullovers hochgezogen, leider rauche ich nicht, auch keine Zigarren, aber es liegt eine ganz prätentiös neben mir bereit. Das Auge schreibt mit. Gefrühstückt habe ich heute Kaffee, genährt hat mich der Intellekt, das Leben ist teuer, Gefühle gibt es umsonst. Auch Sprache kostet nichts, hat man sie einmal erlernt. Deswegen kaufe ich sie gerne, besitze sie, mache sie mir zu eigen bis sie nur noch mir gehört, um sie dann wieder zu verkaufen, für 29,90€ meist. Ich bin nicht zu teuer, aber dennoch teurer als die Meisten. Für diesen Preis mache ich mich greifbar, man kann leichter nach mir greifen, als man denkt. Greifbar wird, was es sonst nur in mir gibt.

Haben Sie schon mal in einen Menschen geschaut? Tür auf, Licht an und oh – das ist unschön, das ist hässlich, da will man gar nicht reinschauen, denn der Abgrund ist tief und dunkel und hätte man das Licht nicht soeben angeschaltet, hätte man überhaupt nichts sehen können, obwohl die Tür ja offen war. Denn der Spalt Licht, der durch sie fiel, war nicht breit und auch nicht hell genug, um all die Abgründe zu beleuchten. Zum Glück aber gab es ja das künstliche Licht und es funktionierte auch ganz einwandfrei. Und jetzt, wo Sie schon hineingeschaut haben, dürfen sie auch ganz eintreten in meine Welt, in mein Buch. Und jetzt sitze ich da, ganz aufgeregt, das lasse ich mir allerdings nicht anmerken, denn dafür ist meine Selbstanschauung zu groß. Ich bin eitel, ich vergaß zu erwähnen, dass mein Haar streng zurückgekämmt ist, die Brille setze ich nur zum Schlafen ab, schließlich darf nichts auf dieser Welt meinem Augenlicht entgehen. Geputzt wird sie deswegen auch zweimal täglich, wie würde das denn auch aussehen, wären dort etwa Fingerabdrücke zu auszumachen. Ich bin schließlich nicht einer von denen, die sich gehen lassen, die sich in ihren dunklen Keller stürzen, jeden Abend, und den Sinnen durch Alkohol beinahe gänzlich beraubt, die Lunge zerstört vom Krebs, der mit dem Nikotin an Land geschwommen war. Nein, so einer bin ich nicht.

Ich achte mich, mein Leben und meine Kunst, die auch mein Standard ist. Und andere achten sie auch, sehr hoch sogar. Sie nennen mich einen von denen. Einen Autor. Dem widerspreche ich nicht. Den Rotwein übrigens, den trinke ich nur gelegentlich, in guter Gesellschaft.“

© Jasmin Hielscher 2022-06-03

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