Überrascht, verstört, geschockt …

HelgaLombardi

by HelgaLombardi

Story
2024

Sobald ich morgens die Seite meines Mail-Providers öffne (den ich schon seit über 20 Jahren nutze und den unser IT-Fachmann einen “Dinosaurier” zu nennen pflegt) poppen die aktuellen News über Stars und Sternchen aus Film, Fernsehen und Social Media auf. Und Bild-Überschriften wie diese treffen auf meine Netzhaut:

“Sternchen” schockt Publikum mit skurrilem Auftritt” – Top-Modell XY verstört Fans mit Aussage auf Instagram – Mädchen-Schwarm YZ überrascht mit neuer Frisur und neuem Outfit …

Fast muss ich lachen! Und schüttele gleichzeitig mit dem Kopf: Was soll der täglich selbe Schmarrn?! Wen interessiert das? Wo ist der inhaltliche Mehrwert?

Schocken, verstören, überraschen. Verben, die Neugier wecken sollen und auf Emotionen abzielen. Allerdings solche, die an der seichten Oberfläche wabern und unter einem fühlbaren Mangel an Substanz leiden. Was mich an eine kritische Interpretation des Begriffs “Unterhaltung” erinnert = im Sinne von “unten halten”, unter gezieltem Verzicht auf wirkliches Niveau und einen Zuwachs an profundem Wissen …

Aber: es ist genau die Art von Neuigkeiten, über die sich trefflich und angenehm unverbindlich plaudern lässt. “Hast Du das schon gelesen? Ist ja krass!” Was für die Älteren unter uns das Thema “Wetter” war und ist, sind die aktuellen Social Media Posts für die Jüngeren. Man zeigt, dass man auf dem laufenden ist, kann Gefühle und Meinungen austauschen, der Tag bekommt Inhalt und Struktur. Bis er am späten Abend in der digitalen Bedeutungslosigkeit versiegt. Smartphone auf oder unter dem Kissen statt Teddybär-Kuscheltier oder gutem Buch …

In einer Reportage über den Internetkonsum junger Menschen referierte die Psychologin, dass wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen waren, dass der konstante Konsum von Social Media bei den Usern auf lange Sicht ein überdurchschnittliches Ansteigen von Depressionen aufgezeigt habe. Das treffe besonders auf jene Menschen zu, die mehr oder minder nonstop angesagten Influencern und anderen Gurus folgen, die quasi zwanghaft die Posts ihrer Insta- und Facebook-Freunde checken etc. etc.

Mich wundert das nicht. Denn man befindet sich sozusagen rund um die Uhr in einer rein künstlichen Welt des gewollt schönen Scheins. Seien die Posts privater oder geschäftlicher Natur. Ich erinnerte mich in diesem Zusammenhang an eine (zweiteilige) Bildmontage, die mir vor kurzem über den Weg gelaufen war: (1) Zwei aufgebrachte Katzen kämpfen miteinander und gehen sich dabei regelrecht an die Kehle (2) Dieselben Katzen stehen – wie in einer Filmszene – auf einem Schiff, in inniger Umarmung, den Blick auf die Weite des Horizonts gerichtet. (Der Film “Titanic” lässt grüßen) Das erste Bild heißt “Zuhause” – das zweite Bild trägt den Titel: “Auf Facebook” …

Mehrheitliches Grinsen auf Seiten des Betrachters als wissende Zustimmung, denn: ein gutes Bild sagt mehr als tausend Worte! 😉

© HelgaLombardi 2024-08-28

Genres
Humor & Satire
Moods
Komisch, Informativ, Reflektierend
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