Unkraut-Salat

Aliena_Chloë_Wright

by Aliena_Chloë_Wright

Story
Deutschland

Ein bisschen Mikroplastiksalat mit Meeröldressing und Kippen-Strümmel-Parmesan zum Mitnehmen, bitte. Bei einer solchen Bestellung wären wir wohl schon satt, bevor wir eine Gabel hätten in die Hand nehmen können. Sehr einleuchtend, nicht wahr? Aber genau das haben wir mit unserer Umwelt gemacht. Müll wird zum natürlichen Lebensraum der Pflanzen- und Tierwelt, und es ist immer leicht zu sagen: Mein Vorgarten ist schön. Sehe ich nicht. Gibt es nicht. Aber leider ist das Ganze nicht so einfach. Die Nahrungskette verläuft nicht linear, sondern als Kreislauf. Sprich, aller Müll, den wir der Natur geben, erreicht uns in kleinen Partikeln irgendwann zurück. Aber eigentlich gar nicht so schlimm, oder? Dahinter verbirgt sich doch eine neue Marketing-Strategie: Unser Produkt ist Mikroplastikfrei. Ist schon cool, wenn man aus etwas, das selbstverständlich sein sollte, einen Aufpreis basteln kann.

Letztens habe ich irgendwo gehört, wir hätten schon so viel Müll ins All gepumpt, irgendwann bestünde die Möglichkeit, dass die Erde Ringe, wie der Saturn sie hat, entwickelt … aus Müll. Aus den Augen, aus dem Sinn, ist leider nicht die beste Bewältigungsstrategie. Als Schülerin kam eine Organisation in unsere Schule und berichtete darüber, dass die Erde Ressourcen für 12,4 Milliarden Menschen habe. Von dieser Zahl sind wir noch weit entfernt und trotzdem sterben Menschen – sterben Kinder – im Sekundentakt an Hunger, während wir kaufen, damit sich unser neuer Designer-Mülleimer nicht vernachlässigt fühlt. Mülltrennung … ist das Kunst oder kann das weg?

Unser größtes Problem? Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Was wir uns über Jahre angewöhnt haben, ist morgen nicht abgelegt. Und die Zeit rennt, und wir kommen nicht mehr hinterher. Mein erster Physik-Lehrer war der festen Überzeugung, der dritte Weltkrieg würde wegen Süßwasserknappheit ausbrechen. Na ja, … bei den Nachrichten gerade, vielleicht auch eher der Vierte … Und weiter schmelzen Süßwasserreserven ins Meer und Seen trocknen aus. Doch bislang nicht mit Folgen für uns. Wenn wir aber warten, bis die Folgen spürbar sind, dann wird die Umstellung weitaus schwerer, als wenn wir von vornherein versuchen bewusster zu konsumieren. Mit bewussterem Konsum ist nicht nur Wasser gemeint. Immer wieder schaue ich in meinen Kühlschrank, nehme abgelaufene Lebensmittel heraus und ärgere mich über mich selbst. Wieso habe ich mehr Essen gekauft, als ich verbrauchen kann? Die Antwort ist wohl, weil ich es so gewohnt bin. Und das Faultier in mir beginnt langsam zu begreifen: Ich … muss … etwas … ändern.

Ein bisschen Mikroplastiksalat mit Meeröldressing und Kippen-Stümmel-Parmesan zum Mitnehmen, bitte. Oder doch lieber den Unkraut-Salat?

© Aliena_Chloë_Wright 2023-08-04

Genres
Novels & Stories, Humor & Satire
Moods
Herausfordernd, Reflektierend