„Griaß Eich“, sagt Thomas Morgenstern in seiner Kärntner Mundart und begrüßt uns coronaüblich per Ellbogen. Die neue Handschlagqualität. „Hobt’s eh glei hergfundn?“. Er gibt uns die Flugtickets und wir gehen vorbei am kleinen Hangar zum Start- & Landeplatz.
Das Ding, ein Robinson R44 mit Kolbenmotor, ist überraschend klein, 4 Personen inkl. Pilot. Thomas gibt uns ein kurzes Sicherheits-Briefing und erklärt, wie man die Türen von innen öffnet im Falle einer Notlandung. Was wir natürlich nicht tun werden. Dann klettern wir hinein, Thomas wirft die Maschine an und läßt sie einige Minuten warm laufen.
Freigabe per Funk, er zieht am Steuerknüppel und wir heben sachte ab, gleiten seitlich über den kurzgeschorenen Rasen. Mit einer eleganten Schleife gewinnen wir an Höhe, lassen Mauterndorf hinter uns und fliegen nach Süden Richtung NP Nockberge.
Wie’s kam? Mein „best buddy“ Stef bekam zum Geburtstag diesen Flug geschenkt. Ich bin schon öfters mitgeflogen, aber noch nie mit einem „Adler“ am Steuer. So stehen Stef, sein Bruder Martin und ich an einem bewölkt-sonnigen Mittwoch nachmittag am Flugplatz Mauterndorf im Dreiländereck Sbg-Ktn-Stmk.
Im Tal östlich klemmt eine dicke, dunkelgraue Regenwolke zwischen den Bergen. Da wollen wir nicht hin. Wir gewinnen weiter an Höhe und wenden uns nordwärts in Richtung der Tauern. Irgendwo kommt eine kleine Schisprungschanze ins Blickfeld und Thomas erzählt, dass er da mit dem Sport angefangen hat. In Harachov hält er immer noch den Schanzenrekord, wie er stolz berichtet. 214,5 m seit 2008, hab’s gegoogelt!
Unter uns taucht wie ein schwarzer Tintenklecks auf dem dunkelgrünen Tischtuch der Prebersee auf. Mit diesem Moorsee hat es eine besondere Bewandtnis: Seit fast 200 Jahren findet hier das traditionelle Preberseeschießen statt. Weltweit wohl einmalig, dass nicht direkt auf die Scheiben, sondern auf deren Spiegelbild auf der Wasseroberfläche gezielt wird. Die Kugel prallt ab und fliegt als Querschläger („Geller“) auf die Scheibe. Treffen ist also eher Glückssache. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Meine Vermutung: Rauschgeschichte eine lustigen Jaga-Runde!
Wir fliegen entlang der Tauern, wobei Windböen etwas Unruhe bringen. Die bereit liegenden Speibsackerl bleiben ungefüllt. Hart an der steirischen Grenze nach Obertauern. Selbst aus der Luft ist zu erkennen, das da jetzt „tote Hose“ ist. Wir kehren um und überfliegen wieder Mauterndorf. Die berühmte Burg leuchtet hell aus dem satten Grün der Wiesen und den roten Dächern heraus. Minuten später setzen wir auf und applaudieren zur Freude des Piloten.
Stef nimmt eine kurze Videobotschaft mit „Morgi“ auf für seine Nachbarin, die ein großer Fan ist. Kurz und professionell. Dann verabschiedet sich unser Pilot mit einem Grinsen und zieht seinen Heli in den kleinen Hangar. Wir steuern hingegen das nächste Wirtshaus an. Weiss der Geier, vor dem Flug wollte keiner was im Magen haben, umso hungriger sind wir jetzt!
© Klaus P. Achleitner 2020-07-23