Urlaub – Beginn und Ende

Alexander Heller

by Alexander Heller

Story
2021

Morgen ist es so weit. Der erste Montag nach dem Urlaub. Ich finde den letzten Tag vor dem Urlaub genau so anstrengend wie den ersten Tag nach dem Urlaub. Sobald das Umfeld mitbekommt, dass man in den Urlaub geht, wird man mit Fragen überhäuft. Die meisten wie „Wo geht es hin?“ oder „Bleibst du in Deutschland?“ sind vollkommen legitim und werden auch im Normalfall beantwortet.

Unter den Fragenden gibt es immer mindestens einen Spaßvogel. Wir geben ihm den Namen Konstantin: „Wer hat denn das genehmigt? Ich hätte das nie durchgewunken!“ Dann wird über die eigene Aussage gelacht, als wäre es der Knaller des Jahrhunderts. Deswegen bist du auch kein Chef lieber Konstantin, sondern nur der Spaßvogel und der Begriff ist schon stark übertrieben. Du bist eher der Alte-Kamellen-Konstantin.

Hier ein kleiner Tipp am Rande. Wenn man seine Kollegen und Kolleginnen Spitznamen verpasst, findet das nicht jeder super. „Spaßvogel“ AKK ging es ähnlich. Vielleicht lag es auch daran, dass Konstantin den Spruch bei jeder Gelegenheit brachte und sich der Begriff ‘AKK’ am Ende firmenweit durchsetzte.

Nach der Fragerunde steigt das Arbeitsvolumen proportional zu der noch verbleibenden Zeit bis zum Urlaub. So sitzt man gerne an einem Freitagabend um 22.30 Uhr vor dem Laptop und beantwortet E-Mails, weil man sich selbst für so wichtig hält und auch die Arbeit nicht liegen bleiben soll. Dabei ist die Arbeit nie gefragt worden, ob sie sich vielleicht auch ein wenig ausruhen möchte. Egal was kommt, die Arbeit muss erledigt werden.

Irgendwann ist aber zwangsläufig doch der erste Urlaubstag. Bleibt man im trauten Heim, wird der Keller ausgemistet, alle Schränke ausgewischt und Dinge erledigt, die man absichtlich schon mehrere Jahre vor sich herschiebt, und zwar aus gutem Grund. Irgendwann ist alles eingeräumt, sauber und neu gestrichen und dann ist schon wieder Urlaubsende. Wer es sich dagegen leisten kann, fliegt in ein anderes Land. Da lernt man im Flieger noch schnell in der jeweiligen Landessprache die Wörter Hallo / Bitte und Danke. Das gehört sich nämlich so und die Einheimischen freuen sich bestimmt, wenn man ein vollkommen falsch betontes „Bonjour“ über die Lippen bringt.

Einen Tag vor Ende des Urlaubs überprüft man seine E-Mails, damit man am Montag vorbereitet ist. Man schwört sich die Gelassenheit des Urlaubs mit den Alltag zu nehmen. Am ersten Arbeitstag hat man keine Zeit für die Arbeit. Es müssen Fragen wie “War das Essen gut?” oder “Hotel war sauber?” beantwortet werden. AKK ist auch wieder dabei und lässt “Du bist gar nicht braun geworden, warst du überhaupt weg?” oder “Der Urlauber, lange nicht gesehen und gleich wieder erkannt!” in das Gespräch einfließen und lacht sich dabei einen Ast. Nach unzähligen Fragen und Kommentaren hat man den ersten Arbeitstag hinter sich und geht genervt nach Hause. Die Gelassenheit ist dahin, aber wie sagte AKK immer so schön: “Nach dem Urlaub, ist vor dem Urlaub!”

© Alexander Heller 2021-11-07

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