Ursula Luft

Ich habe mein Pseudonym gefunden!
Vor einiger Zeit beschäftigte mich die Frage, welchen Aliasnamen ich erforderlichenfalls wählen würde. Ghostwriter, Menschen im Zeugenschutz, Profikiller, Künstler: Wir alle bedienen uns hin und wieder umständehalber eines Aliasnamens. Die einen hadern mit ihrem von wohlmeinenden Eltern verliehenen Vornamen, der auch ohne liebkosende Verniedlichung bei den Sprösslingen nicht immer für Begeisterung sorgt.
In meiner Schulzeit war es in gewissen Kreisen im Trend, den Vornamen rückwärts zu verwenden (wenn ich mich recht entsinne, waren es Gruftis, bzw. Gothics). Eine ehemalige Mitschülerin versöhnte sich so mit ihrem ungeliebten Taufnamen, der, wie das Sakrament der Taufe an sich, letztendlich von Freigeistern wie Elocin auch als übergriffige Fremdbestimmung im Säuglingsalter empfunden werden könnte. Die Träger von Palindrom-Namen wie A-n-n-a (siehe Kurt Schwitters und Freundeskreis) bleiben da selbstverständlich außen vor.
Sinnigerweise kann ein Pseudonym den Beruf des Trägers widerspiegeln, wie zum Beispiel Hannibal Lektor, Stewart Steward oder Hans Müller/Schmidt/Köhler/Fischer. Letzterer würde heutzutage jedoch vermutlich eher Levin Product Manager Public Charging lauten.
Meinen Nom de Plum entdeckte ich rein zufällig in der Ablage für die Trainingspläne eines namentlich hier nur unter Pseudonym genannten Fitnessstudios. Auf der Suche nach meinem eigenen, mir hinlänglich bekannten und somit für mich stinklangweiligen, Vor- und Zunamen, begegnete ich in der Schublade von “Fix und Foxi” meinem schicksalhaften Alter Ego:

Ursula Luft

Ein Name wie der Frühlingshauch, leicht, beschwingt und kalorienarm. Rhythmisch wie Cordula Grün und frech wie ein Luftikus(s).
Man möge klein Ursel jedoch nicht unterschätzen, denn sie verfügt über Bärenkräfte. Also legt euch nicht mit Uschi an! Das Anagramm des Vornamens – quasi von vorne wie von hinten, doch nicht A-N-N-A – krönt die Häupter römischer Kaiser. Im Familiennamen wird es dagegen aerodynamisch und joghurtleicht. Heiter und wolkig.
Nun ist es raus und künftige Bestseller, Serienmorde oder Blockbuster sind mir ohne weiteres zuzuordnen. Doch das Risiko gehe ich gerne ein. Denn als naturgemäß von ausgeprägter Neugier geplagtes Individuum sehe ich gespannt den Früchten entgegen, die diese Inspiration nun in meinem Umfeld tragen wird.
Ja, liebe Leser, es ist an der Zeit, das Stammbuch hervorzukramen und den Eintrag in der Geburtsurkunde kritisch zu beäugen.
Der Fantasie freien Lauf zu lassen und neue Gewänder anzulegen.
Heißt Du Caspar, Melchior, Balthasar?
Gar Rippenbiest oder Hammelwade? Wer sich den Schuh gerne anzieht, mag vielleicht Schnürbein heißen. Oder Kunz. Lieber Heinz? Rumpelstilzchen, oute Dich! Sieh in den Spiegel und frage Dich:
Wie lautet DEIN Pseudonym ad libitum?

Antworten, Erkenntnisse und Flunkereien gerne in die Kommentare. Ich sag’s auch nicht weiter. Versprochen.