Verliebt in einen Piloten

Rosemarie_von_Lay

by Rosemarie_von_Lay

Story

Ich begleitete Michael auf seinem Rückflug aus San Francisco, wo wir ein Date hatten. Der Moment kam, wo die Crew sich trifft, um zum Airport gebracht zu werden. Ich war gespannt auf diesen Moment! Würde er mich seiner Crew vorstellen? Wenn ja, wie ? Zudem war ich auf die Reaktionen der Kolleginnen gespannt. Ich erwartete neidvolle und ehrfürchtige Blicke, schliesslich war ich die Begleitung des schönsten Piloten der Airline, für die wir beide arbeiteten. Er dieses Mal on Duty, ich hatte Urlaub.

Im Flieger einige Zeit später, ich hatte bereits meinen Platz in der Business Class eingenommen, kam kurz vor Abflug schnellen Schrittes ein lieber Kollege auf mich zu mit der Nachricht „also Simone, wenn du mit im Cockpit starten möchtest, solltest du jetzt noch schnell nach vorne gehen, der Michael rief mich grade an, um dir das zu sagen.“ Ich hetzte also durch die First Class nach vorne und nahm rechts neben Michael ( der als 3. Mann hinter dem Kapitän und dem First Officer sass ) meinen Platz im Cockpit ein. Wir hatten noch mindestens 10 Flieger vor uns stehen, die auf eine Starterlaubnis warteten. Im nächsten Moment griff Michael an seinen Sitz, bewegte die Rückenlehne ein Stück nach hinten, drehte zusätzlich den Sitz etwas zur Seite, streckte seine Beine aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und …..schloss die Augen. Oha! Ich dachte ich sehe nicht richtig! Meinte er das wirklich ernst?? Es war einer dieser Momente, wo ich einfach nur sprachlos ob seiner Coolness war. Dieses überragende Selbstbewusstsein, das in diesem äußerst attraktiven Mann steckte, ließ mich klein fühlen. Ich wusste, ich würde niemals mit ihm mithalten können. Mein Coolness-Faktor war leicht über dem Durchschnitt, aber er war Champions League, was das betraf. Der seriöse Kapitän der 747, in der wir sassen, drehte sich zu Michael nach hinten, warf ihm einen sehr ernsten Blick zu und er fragte „äähm, was machst du da ?“ Selbst mir , als völlig Unbeteiligte und völlig Cockpit-Ahnungslose, war das unangenehm. Ich stupste Michael ans Bein und versuchte ihm durch entsprechende Gestik zu zeigen, dass er sich besser mal wieder richtig hinsetzen, anschnallen und als Senior First Officer auf den Start dieses Riesenvogels mit über 300 Menschen an Bord vorbereiten sollte.

Nach dem grandiosen Start über das wolkenlose San Francisco hätte ich am liebsten darum gebeten, die kommenden 11 Stunden Flugzeit im Cockpit bleiben zu dürfen. Ihn dabei permanent anschauen. Aber das ging natürlich nicht.

Nach der Ankunft in Frankfurt wollte ich ihn auf unserer Basis treffen, nur er mich anscheinend nicht. Völlig unromantisch und hastig verabschiedeten wir uns vor dem Terminal. Ich ging davon aus, ihn womöglich nie wiederzusehen.

Etwa ein halbes Jahr später bekam ich eine whats app von Michael. Er fragte mich, ob ich Lust hätte zusammen mit ihm einen Flug nach Johannesburg zu requesten, um von dort weiter nach George an die Garden Route zu fliegen. Ich hatte Lust! Und zwar riesige!

© Rosemarie_von_Lay 2020-06-11

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