Malaka ist ein typisch griechisches Schimpfwort. Es bedeutet in etwa “Idiot”. So genannt wurde ich in Griechenland (“trotz” vieler Aufenthalte) noch nie … bis eben.
Ich war zu einem meiner Herzensplätze auf meiner Herzensinsel unterwegs, um zu sinnieren und zu kontemplieren – wie schon so oft in den letzten Jahren. Dieser versteckte Platz neben einer kleinen Kirche mit Blick auf das Meer hat eine große Bedeutung für mich. Er erfüllt mich mit Kraft und ist voller schöner Erinnerungen.
Doch heute erwartete mich dort schon ein älterer Grieche, fuchtelte mit den Armen, bedeutete mir zu verschwinden. Er hatte offensichtlich etwas an der Kirche frisch gestrichen und bewachte seine Arbeit.
Überrascht ob der Aggression in seinem ganzen Verhalten und seiner Körpersprache, versuchte ich ihm zu erklären (und zu deuten), dass dies ein “Platz des Herzens” für mich ist und ich von der Kirche Abstand halten werde. Das machte ihn allerdings nur noch aggressiver und er sagte: “Das ist mein Platz!” und es folgte der Satz: “Verschwinde, Malaka“.
Ich war sehr betroffen, versuchte es noch einmal mit einer herzlichen Geste, doch er verwies mich des Platzes. Ich stieg auf mein Moped und fuhr los. Er lief noch eine Weile schimpfend neben mir her, dann war ich weg …
… sehr betroffen reflektierte ich die Situation, wie es mir generell zu Eigen ist.
Ich bin zum ersten Mal seit vielen Jahren im Sommer auf der Insel (ich bevorzuge die anderen Jahreszeiten, in denen das Leben hier im natürlichen Rhythmus ist und damit entspannter). Alles ist gerade “anders”, laut, hektisch, heiß … es “brutzelt”. Das liegt natürlich auch am ständig steigenden Touristenaufkommen – Fluch und Segen zugleich für die Einheimischen. Die gesamte Situation erinnert mich an daheim. Ich wohne ebenso nahe an einem DER Tourismus-Hotspot Österreichs, doch gottlob weit genug davon entfernt, um nicht unmittelbar von den Konsequenzen betroffen zu sein.
Mir ist durchaus bewusst, dass all der Wirbel in der Hochsaison schon unrund machen kann … vor allem, weil so mancher Tourist immer fordernder und unachtsamer wird. Es ist leider ein Zeichen der Zeit. Dieser Mann hat, so nehme ich an, wahrscheinlich Unangenehmes erlebt, ist genervt. Auch das ist mir bewusst …
… und doch. Ich bleibe betroffen. Ich kam aus ganzem Herzen und sehr behutsam an diesen Ort. Ich wollte nicht stören, wollte nur eine Weile für mich sein, Kraft tanken, mir Inspirationen holen … und ich weiß auch: Malaka käme mir im unmittelbaren Austausch mit einem Menschen nicht über die Lippen.
Ein mir schon länger bekannter Einheimischer fragte mich gestern bei einer Begegnung: “Warum tust du dir den Sommer hier an?”. Ja, diese Frage bleibt wohl jetzt – ob Malaka, oder nicht. Es war wohl ein Zeichen.
© Wolfgang Lugmayr 2025-07-19