by Neo
Mein Herz raste, als ich mit dem Gedanken aufwachte, Raphael heute hier zu empfangen. Ich konnte es vor Alice und Luna leider nicht geheim halten. Luna legte mir ein Outfit nach dem anderen heraus, um das passendste für das “erste Date” zu finden, wie sie es nannte. Meine Einsprüche ignorierte sie gekonnt. Am Schluss fand ich mich in einer enganliegenden grauen Jeans und meinem grünen Pullover wieder. Darin fühlte ich mich wohl. Ich legte mir noch meine zwei Ketten an und die Ohrringe, die ich Geschenk bekommen hatte. Zusätzlich zu einem Ring, den ich jeden Tag trug. Luna bestand darauf, dass sie meine Haare richten durfte, dabei war es schon um 10 Uhr und ich musste noch etwas aufräumen. Was hatte ich mir gestern Abend nur dabei gedacht??? Trotz aller Beschwerde fielen meine braunen Wellen am Schluss in einem Halbzopf. Damit verließ mich Luna zufrieden. Alice war schon früher gegangen. Sie selbst hatte sich mit Michael verabredet soweit ich wusste. Aber ich war einfach zu sehr mit den Gedanken an Raphael beschäftigt, als das ich mich auf Alice und Michael konzentrieren konnte. Luna fand mein Drama ebenfalls spannender. Wahrscheinlich, weil es jetzt noch neu war. Ich räumte noch die Küche ein wenig auf, weil ich vorhatte heute zu Backen. Plätzchen waren der erste Schritt. Als ich damit fertig war, ging ich noch einmal mein Zimmer durch und räumte den Müll runter. Meine Mutter empfing mich lachend: “Na wen erwartest du denn, dass du sogar deinen Müll leerst?”. “Raphael kommt. In…”, ich schaute auf die Uhr. “Fuck, in zehn Minuten”, stieß ich erschrocken aus. Meine Mutter grinste, half mir mit dem Rest und versprach mir danach sich fernzuhalten und Papa ebenfalls im Wohnzimmer zu halten. Ich bedankte mich bei ihr, als es schon an der Tür klingelte. Ich eilte dahin und riss die Tür wohl etwas zu stürmisch auf. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich Raphael entdeckte und noch einmal fragte ich mich, was zum Teufel ich mir dabei gedacht hatte. “Hi”, stammelte ich und grinste (bestimmt echt dämlich). Wenn, dann ließ er es sich nicht anmerken und lächelte zurück. Ich stockte. Das war wohl der erste Moment, indem er ein wahres Lächeln zeigte. Er sah süß aus, wenn er so grinste. “Hey!”, holte er mich aus meinen Gedanken. “Verrätst du mir jetzt, was mir nun machen?”. “Komm doch erst einmal rein. Möchtest du etwas trinken?”, bot ich an. “Ach, mach dir keine Umstände”, meinte Raphael. “Das sind keine Umstände. Wir müssen sowieso in die Küche”, widersprach ich. “Sag nicht, du willst Plätzchen backen”, stieß er aus. “Ey, ich soll dir den Funken der Magie der Weihnacht zeigen, oder? Das gehört dazu!”. Bevor ich einen Schritt weiter ging, drehte ich mich zu ihm um und merkte dabei, dass er mir etwas nah war. Instinktiv wich ich einen Schritt zurück. Dann setzte ich zum Sprechen an: “Um dir diese Magie zu zeigen, musst du dich darauf einlassen. Auf alles, was ich plane. Sonst klappt es nicht”. Ich streckte meine Hand in seine Richtung aus und spreizte meinen kleinen Finger ab. Raphael sah auf mich hinab. Er war mindestens einen halben Kopf größer als ich. Kurz schien er zu überlegen, legte dann aber seinen Finger in meinen und besiegelte damit das Versprechen. “Okay, einverstanden. Es soll ja funktionieren”. Raphael musterte mich. Langsam wurde ich etwas nervös und unterbrach die Stille, die garantiert mehr gesagt hatte, als wir bisher. “Das wird es!”, versprach ich Raphael. Dann führte ich ihn in unsere Küche.
© Neo 2023-12-12