VIII. Die wahre Buchstabenmaus

Ronja B

by Ronja B

Story

Das Tuch, das sich als winziger Umhang herausstellte, fiel zur Seite und zum Vorschein kam eine zierliche Gestalt, die mit dem Rücken zur Leseratte da stand. Langsam drehte sie sich um.

„Ich … ich bin die Buchstabenmaus. Bitte tu mir nichts“,

flüsterte das kleine Wesen, so leise, dass man kaum etwas verstand. Wegen des hellen Lichts, das ihm entgegen strahlte, hatte es die Augen zusammengekniffen und musste immer wieder blinzeln. Die Maus hat ein rundes, pausbäckiges Gesicht, mit Augen, die durch die Brille mit dicken Gläsern riesig wirkten, und, nachdem sie sich etwas an das Licht gewöhnt hatten, auch ziemlich erschrocken. Sie trug lumpige Kleidung unter dem Umhang und sah insgesamt etwas ramponiert aus. Die Leseratte war verdutzt. Noch ließ sie ihren Löffel aber nicht sinken.

„Du sollst die Buchstabenmaus sein?

Das kann nicht sein! Nie im Leben bist du der gemeine und hinterhältige Dieb, der die Stadt heimsucht.“ 

Die beiden beäugten sich eine Zeit. Es war nicht klar, wer von den beiden verwirrter mit der Situation war.


Dann fingen beiden an durcheinander zu rufen:

„Ich ein gefährliches Monster? … „Du hast mich doch eingesperrt! …. Ich würde keiner Fliege was zur leide tun“,

rief die Buchstabenmaus und

„Was hast du mit allen Buchstaben getan? … Was führst du im Schilde? … Und was tust du hier?“,

schrie die Leseratte.

Dann herrschte einen Moment Ruhe. Niemand wusste so recht was passiert war, nur dass es hier offensichtlich ein großes Missverständnis gab. Schließlich nahm die Leseratte ihren Mut zusammen:

„Wenn ich dich rauslasse, versprichst du mir nichts zu tun?“

Mit Angst in den Augen nickte die Maus. Unsicher, ob dies wirklich eine gute Idee war, lief die Leseratte ein paar Schritte, um ein kariertes Küchentuch zu holen. Sie warf es über die Kante des Topfes und knotete es am Henkel fest, sodass die Maus eine Möglichkeit hatte hinaufzuklettern.


© Ronja B 2023-08-31

Genres
Novels & Stories