by Heidi Reiter
Wir haben ja in unserer Gemeinschaftsküche immer so ein nettes “Get Together” mit unserer Hauscommunity, aber seit ein paar Wochen haben wir französisches Flair in unsere Küche bekommen. Obwohl wir am Abend nicht Croissant a Chocolat essen und dazu Café au Lait trinken, sondern lieber Bier, könnte man fast meinen, dass wir zu einer französischen Sprachschule mutiert sind, ala “Societe Francaise”. Mein Bruder und meine Schwägerin sind nämlich die vollen Fans der Tour de France und der Fernseher läuft momentan im Dauermodus. Ich bin sozusagen gezwungen, diese harten Burschen, die sich mit 25 km/h den Berg raufhauen, mit anzuschauen. Wenn mir auch die Radfahrer nicht immer so gut gefallen, wie die Fußballer, denn die sind ja wirklich immer ein Augenschmaus, so lerne ich zumindest ein bisschen von der Provence kennen. Wobei, ich war in jungen Jahren schon mal an der Côte d’Azur und auch im Hinterland, habe sogar den Laden von Brigitte Bardot in St. Tropez besucht, aber die Ortschaften, die bei der Tour de France in der Provence Teil des Spektakels sind, waren nicht auf meiner To – Do Liste. Heuer gibt es bei uns radfahrtechnisch aber auch noch eine Steigerung, denn mein Bruder hat sich einen langgehegten Wunsch erfüllt und ist nun gerade auf dem Weg nach Frankreich gemeinsam mit meiner Schwägerin Nici. Ich bin mir sicher, dass diese Reise das absolute Abenteuer wird, denn seit Wochen haben wir in unserer Küche mittels Sprach App und meiner Chattie französische Wörter gelernt, die man in Frankreich zum Überleben braucht. Denn anders als in allen Ländern der Welt, in denen man mit Englisch supercool weiterkommt, ist es in Frankreich etwas anders gelagert. La “grande Nation” akzeptiert keine andere Sprache als Französisch und wenn man wirklich Glück hat, kann vielleicht mal einer ein paar Brocken einer anderen Sprache. Ich bin ja sehr sprachaffin und so habe ich die zwei Herrschaften ein bisschen gecoacht und zumindest die rudimentären Ausdrücke für einen Restaurantbesuch oder ein Hotel eingetrichtert. Jedes Mal aber, wenn wir “Bon Jour” (Bon Schua) sagten, mussten wir lauthals lachen, denn wir haben dann immer an den Sketch von unserem Kabarettisten, Alex Kristan gedacht und an das Abenteuer von Toni Polster in Paris und wie er mit ein bisschen Interpretationsgespür plötzlich fließend Französisch spricht. Als er in ein Schuhgeschäft geht, sagt der Verkäufer zu ihm “Bon Jour” und er antwortet “ja eh die braunen aus der Auslag”. Am Abend geht er dann in ein Restaurant und der Kellner sagt wieder “bon Jour” und unser Toni antwortet voller Entzücken, “ja i was eh, de Schuah sein schen, aber mir ham jetzt an Hunger, also tres chic, i hoff wir ham a glick. Ich hoffe, meine Lieben kommen auch mit dieser Art des Französisch weiter, denn dann wird die Frankreichreise sicher ein Heimspiel. Am Abend vor der Abreise kommen wir dann plötzlich drauf, dass das allerwichtigste Wort noch fehlt, nämlich Biere, was mit etwas Fantasie auch für Anfänger gleich mit Bier übersetzt werden kann, und ein helles heißt sogar “Blonde”, das sollte dann ja sitzen meint mein Bruder, denn Blonde ist auch Nici und er muss sie dann nur anschauen und weiß sofort wieder, wie er ein Bier bestellen kann. Ich bin mir sicher, die Zwei werden einen Sack voller Erlebnisse und Abenteuer heimbringen und ich wünsche Ihnen von Herzen “Bon Voyage” mit ganz ganz viel Fromage, aber bitte nicht ohne eure Bagage. Eure Cleo!
© Heidi Reiter 2025-07-20