by Heidi Reiter
Der letzte Vollmond hat mir wieder mal total zu schaffen gemacht, generell ist Vollmond schon eine Challenge fĂŒr mich aber diesmal steht der Mond auch noch in meinem Sternzeichen Krebs und ich weiĂ jetzt schon “das kann heftig werden”. Zu allem Ăberdruss scheint das silbrige Licht des Mondes auch noch durch einen Schlitz im Vorhang direkt auf mein Gesicht und ich komme mir vor, als wĂŒrde mich ein Spotlight auf einer BĂŒhne beleuchten. Ich wĂ€lze mich in den Bettlaken und kann einfach nicht schlafen – mir gehen tausend Ideen und Projekte durch den Kopf und ich komme einfach nicht zur Ruhe. Ich bin kurz davor, einfach aufzustehen und meine Ideen niederzuschreiben, aber irgendwann muss ich ja auch mal schlafen, denke ich mir. Der Griff zum Handy ist fast schon manisch und ich spiele eine Schlafmeditation nach der anderen ab und zu guter Letzt lande ich auch noch bei einem Podcast ĂŒber Achtsamkeit von Deutschlands berĂŒhmtesten Achtsamkeitstrainer Peter Beer – mehr geht dann wirklich nicht mehr. Aber zumindest mein Horoskop sagt, dass mit diesem Vollmond eine spannende, neue Phase in meinem Leben anfĂ€ngt mit vielen neuen Erkenntnissen. Na ja, eine Erkenntnis hĂ€tte ich jetzt schon, aber fĂŒr solche universellen Prophezeiungen kann man auch schon mal eine schlaflose Nacht hinnehmen…..um sechs Uhr in der FrĂŒh stehe ich dann endgĂŒltig auf – was soll man machen, andere quĂ€lt in diesem Alter schon die senile Bettflucht mich eben “nur der Mond”. Zuerst wird mein morgendliches Yoga- Ritual inklusive Katze und Hund durchgezogen, um die mĂŒden Knochen wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, aber am liebsten ist mir das Shavasana einfach wie tot am Boden liegen, Atmen und schauen was passiert oder auch nicht. In dieser Pose rieche ich dann fast schon meinen Cafe Latte – denn meine Chakren sind ja jetzt schon mega sensibilisiert. Ich stehe bei meiner Kaffeemaschine am Fenster und plötzlich kommt irgendetwas ĂŒber mir in Bewegung, ich schaue nach oben und kann gerade noch ausweichen, als mir mein Rollo entgegenkommt, das auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist und spĂ€testens jetzt weiĂ ich es – der Vollmond ist schuld. Im selben Moment wird mir auch klar, dass ich heute noch ein Schwedenprojekt erledigen muss, denn ich liebe Ikea, obwohl die Betriebsanleitungen etwas rudimentĂ€r gehalten sind und jede Montage fast in eine Doktorarbeit ausartet, aber mit dieser kleinen Nebenerscheinung muss ich mich heute wohl abfinden. Leider ist meine liebe SchwĂ€gerin – liebevoll bei uns in der Familie “Frau Ingenieurin” genannt, mit meinem Bruder auf Ayurveda Urlaub in Indien und ich werde das Rollo daher wohl selbst montieren mĂŒssen, aber der Tag ist ja noch lang. Nach erfolgreichem Kauf, packe ich zu Hause das Rollo aus und denke mir, warum schon wieder so viele unlogische Teile und die Schrauben sind so klein, dass sie mir gefĂŒhlte fĂŒnfzigmal aus der Hand fallen, bis ich endlich meinen Magnetschraubenzieher finde, danke fĂŒr diese Erfindung. Bis zum Ende des Tages, schaffe ich es, das Rollo zu montieren und ich schaue zufrieden nach oben und plötzlich habe ich die Melodie von Frank Sinatra im Kopf – “Thats Life” und ich denke mir ja lieber Frankie Boy – du hast es immer schon gewusst…..
© Heidi Reiter 2024-07-23