Von der Röhre zum Satellit

Das war das Neue. Das war das Neue. Aus unserer singenden, klingenden Wochen-Plauderei. Auf dieser Welle von Österreich. Ich komme wieder, am nächsten Sonntag. Ich bin so frei.

Was man sich so alles merkt! So, oder so ähnlich, klang es in den 1960ern jeden Sonntagmorgen aus unserem Röhrenradio. Heinz Conrads verabschiedete sich von seinen Hörern. Mein Bruder meint zwar, es war ein anderes Lied (schau auf die Uhr, es ist schon spät), aber ich habe den zitierten Text so lebhaft in Erinnerung.

Sonntag war bei uns immer Radio-Tag. Wir hatten ein Philipps-Röhrenradio. Ein Holzkasten mit großen, weißen Tasten, einem Drehknopf und einer Skala für die Sendersuche. Lauter Städtenamen waren aufgelistet, das hat mich fasziniert. Mit der Welt verbunden, aus unserer Wohnküche (auch wenn wir nur Österreich Regional empfangen konnten). Dort in der Küche stand das Radio nämlich. Bei der gemütlichen Eckbank beim Küchentisch.

Radiosonntag also. Zuerst Heinz Conrads. Dann Gottesdienstübertragung, Frühschoppenkonzert (unser Liebling war der Kärntner ‘ollweil a bissl dazwischen Einitschentscherer’), Mittagsglocken, Autofahrer unterwegs, Musik und am Abend die Quizsendung Österreichrallye. In späteren Jahren dann noch ‘Der Schalldämpfer mit Axel Corti’, das ‘Turnier auf der Schallaburg’ oder ‘Der Gugelhupf’, brennheiß serviert und ‘Trost und Rat mit Dr. Kurt Ostbahn’.

‘Autofahrer unterwegs’ lief damals bei uns fast jeden Tag. Mit Walter Niesner und Rosemarie Isopp und den Meldungen aus der ÖAMTC-Informationszentrale mit Walter Prskawetz (Sagen Sie mal, Herr Prskawetz, wie wird denn heute das Wetter? Ja, wenn es noch nicht regnen tut, vielleicht a bisserl später). Im Sommer gab es in dieser Sendung oft Aufrufe an Adriaurlauber: Bitte zu Hause melden. Das waren noch Zeiten ohne Handy, WhatsApp und Internet.

Ilse Buck mit ihren isometrischen Turnübungen ist mir auch noch in Erinnerung. Ein Fit mit Philipp aus dem vorigen Jahrhundert und aus dem Transistorradio. Dann der Ö3-Wecker. Und natürlich nicht zu vergessen die Ö3-Hitparade. Da hatten wir schon einen Radio-Kasettenrecorder. Wir haben unsere Lieblingssongs aufgenommen und immer gehofft, dass der Radiomoderator nicht reinquatscht. War die Hitparade am Sonntag oder am Montag? Ich glaube, die Hitparade wurde bei uns schleichend von der Shiloh Ranch und den Straßen von San Francisco, also vom Fernsehen, abgelöst.

Beim Autofahren läuft bei mir immer das Radio. Früher Ö3 und Radio Wien. Jetzt Radio Niederösterreich. Nachrichten, Verkehrsmeldungen, Rezepte von Andrea Karrer, Gartentipps von Herrn Käfer, Hits und Oldies, die ins Ohr gehen. Sonntags zu Mittag läuft immer noch das Frühschoppenkonzert. Übertragen von Radio Salzburg oder Radio Steiermark. Das Röhrenradio ist vom Satellitenempfang abgelöst. Aber die gemütliche Kücheneckbank wurde renoviert und ist immer noch die gleiche.