“Stell dich nicht so an!”
Ein kurzer Satz, der doch umso schlimmere Folgen haben kann. Ich habe ihn schon in den verschiedensten Kontexten gehört. In den meisten davon war ich am Boden zerstört. Es ist so leicht, etwas zu verlangen, was für einen selbst einfach ist. Das heißt aber niemals, dass es für die Person auf der anderen Seite auch so ist. Denn dafür sind wir alle zu verschieden.
“Du übertreibst!”
Mit Ängsten ist niemals zu spaßen. Man sollte sie immer ernst nehmen. Was für den einen übertrieben ist, ist für den anderen wahrhaftige Todesangst. In solchen Momenten laut zu werden und sich über das ängstliche Verhalten zu beschweren, macht es nur noch schlimmer. Rückzug und Verschwiegenheit sind die Folgen. Die Thematik wird zu einem Tabu, das tief im Inneren schlummert und zu einem dunklen Klumpen wird. Unterdrückt und mit aller Kraft versteckt. Von einer Lösung könnte man nicht weiter entfernt sein. Jeder hat Ängste. Keine Angst ist lächerlich.
“Ich kann das nicht verstehen.”
Offensichtlich. Doch versuch wenigstens, anders damit umzugehen. Versuch wenigstens, einen anderen Weg zu finden, damit dein Gegenüber nicht zerbricht. Damit es nicht dazu kommt, dass nichts mehr gesagt wird und Gefühle heruntergeschluckt werden. Die extremen Reaktionen kommen nicht von irgendwoher. Sie sind nicht gespielt. Panik und Angst kann man nicht verhindern, sie überrennen einen mit aller Wucht. Da kannst du noch so oft sagen, dass das doch eine Kleinigkeit ist.
Diese Kleinigkeit kann eine meterhohe Wand sein, die einen beängstigenden Schatten wirft. Sie wird niemals erklommen werden können, wenn keine Unterstützung angeboten wird. Kleinreden macht sie nur größer. Wie wäre es stattdessen mit einer helfenden Hand? Mit Akzeptanz und Offenheit? Gemeinsam kann man sich viel besser den Dämonen entgegenstellen. Dadurch kann langersehnte Besserung eintreten und Mauern können eingerissen werden, sodass wieder Licht durch die Trümmer scheinen kann. Ist das nicht der bessere Weg?
© Lisa Koscielniak 2024-03-10