by dafowe
Eines war ich wohl am wenigsten in meinem Leben: Sprachlos!
Im Gegenteil, durch meine gottgegebene und fantasieerfüllte Geschwätzigkeit sind mir viele Probleme schon in der Kindheit erspart geblieben – zugegebener weise haben sich manche wohl auch daraus erst ergeben! In ländlicher und grundsätzlich ärmlicher Umgebung aufgewachsen und mit für damalige Verhältnisse “alten Eltern” gesegnet, fehlte es an Vielem. Nun ja, eigentlich fehlte es an Nichts, aber im Vergleich zu den meisten Mitschülern hatte ich eben “nur” das Nötigste – und war damit zufrieden!
Meine Eltern, ebenfalls ganz einfach gestrickt und wohl noch einfacher aufgewachsen, haben sich 1947, als mein Vater aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, zu Ostern kennengelernt, im Februar 1948 kam bereits mein ältester Bruder zur Welt, dem bis 1952 noch zwei Buben folgten. Der Vater, von den Partisanen heimgeschickt mit den Worten: “Stirb bei Mama!” wurde Briefträger und auch dort in Pension geschickt mit: “Lang hast ja eh nimmer!”, überlebte diese Ärzte, war aber körperlich immer auf Sparflamme. Zudem ein Sammler und auch (wenig begnadeter) Reparierer bzw. (hoch begnadeter) Bastler von geschenkt bekommenen, wenn auch zu nichts zu gebrauchenden Dingen. Dementsprechend sah der Keller aus, vergleichbar auch der Garten mit Hang zu dschungelähnlichem Wildwuchs.
Mama, Südtiroler Herkunft, immer eine Frohnatur, die einfache, aber bei den Kindern beliebte Hausmannskost wie Gnocchi, Schlutzkrapfen und Tirtln herstellte, war vor allem eins, sie war immer da und hatte lieb! Von der als Behausung dienenden, sogenannten “Baracke” wurde in den 50er Jahren in die Südtiroler Siedlung umgezogen, eine “Neue Heimat”, in der ich dann aufwachsen sollte.
Es war 1964, als meine Mutter ein letztes Mal schwanger werden sollte, mit 40! Jahren und einem diagnostizierten Leistenbruch, der die Ärzte dazu brachte, ihr von der Schwangerschaft abzuraten. Da dies für die gute Frau nicht in Frage kam, durfte ich im Jänner 1965 doch das Pongauer Licht der Welt erblicken. Mitten hinein in eine einfache Umgebung, mit Wald und Fluss und Eisenbahn, ein riesengroßer Abenteuerspielplatz. Heute wäre das alles viel zu gefährlich für Kinder. Da wir das nicht wussten, haben wir mit Stürzen, Schürf- und Kratzwunden und auf und auf verdreckt, mit viel Spaß überlebt.
Gewaschen wurde Samstags, Badewanne oder Dusche gab es nicht, ein “Badofen” sorgte nicht nur für warmes Wasser, sondern auch einmal für einen Brand, der glimpflich endete. Einfachst, nie wirklich hungrig, gewärmt vor allem durch die Liebe der Eltern, die zwar aneinandergeraten konnten, aber eben selber so liebten, dass letztlich immer alles wieder gut wurde.
Keine “Gute Alte Zeit”, weit weg von “alles gut”, aber eben einfacher und mit Sprüchen wie “Nur der Not keinen Schwung lassen!” und “Zufriedensein gilt!” gesegnet, gab es eben, was es gab und Wünsche und Träume waren umso schöner, wenn auch weit, weit weg…
© dafowe 2025-03-20