… ich lebte ihn mit dir. So weit der Himmel reicht wär’ auch das Glück in mir. Es gäb’ keinen Grund zu weinen, weil ich weiß was Liebe ist. Wär’ heut’ mein letzter Tag – okay, wenn du bei mir bist … Berührende Textzeilen eines bekannten, zauberhaften Liedes. Vielleicht sollten wir uns diese öfter mal zu Gemüte führen und zu Herzen nehmen?
Ich denke gerade über deinen und meinen vermeintlich letzten Tag nach. Beginnen wir bei deinem: Ich blicke dich an und es erschließt sich mir dabei ein etwas paradoxes Bild. Ich sehe einen sehr intelligenten Mann, der einst einen Eid geleistet hat, nämlich den, im Job Leben zu retten bzw. Menschen am Weg zur Heilung zu unterstützen. Doch halt – da stimmt etwas nicht, das Bild verzerrt sich völlig – denn bei deinem Bestreben anderen zur Gesundheit zu verhelfen, vergaßt du über Jahrzehnte fast völlig auf dein eigenes Wohlergehen und deine Lebensfreude!
Vermutlich würdest du an deinem letzten Tag am Schreibtisch sitzend, zwischen Terminen, Erledigungen und Papierkram vom Stuhl kippen. Und wie immer würdest du völlig auf dich selbst vergessen haben und auch darauf, dass du eigentlich ein Leben geschenkt bekommen hast, welches du leider immer so sehr vernachlässigt hattest, bis daneben viel zu oft auch dein Liebstes auf der Strecke blieb. Besonders in den letzten Jahren.
Halt, sieh hin! Das geht doch gar nicht, denn so schaufelst du dir über kurz oder lang selbst dein eigenes Grab und bringst dich dabei fast ums Eck! Jetzt ist die Zeit gekommen, um nach intensiver Innenschau manches umzuwandeln das nicht mehr gut bzw. so nicht länger lebbar ist. Es gilt nun Neuorientierung zuzulassen.
Wenn ich nun hinblicke zu mir, zu meinem letzten Tag, so blitzt folgendes Bild vor meinem geistigen Auge auf: Ich sehe mich zusammen mit dir im Garten sitzen welcher hinter unserem heimeligen Häuschen liegt, dass du liebevoll Palast nennst. Ein wahrlich traumhaftes Paradies im Grünen, am Rande der Stadt, das immer dein und mein Wunsch gewesen war. Wir wandeln durch einen Laubengang der umsäumt wird von farbenprächtigen, englischen Duftrosen. Dahinter liegt ein zauberhafter Seerosenteich, in dessen klarem Wasser sich allabendlich das helle Mondlicht spiegelt und zusammen mit den funkelnden Sternen des Himmels um die Wette glitzert.
Sogar die Igelchen folgten uns einst ganz begeistert an diesen entzückenden Standort.
Am Rande steht, inmitten eines Steinkreises, still ein bequemes Bänkchen. Darauf haben wir uns am Ende des Tages oder zwischendurch so oft schon niedergelassen, um in Windeseile wieder zur Ruhe zu finden, wenn der turbulente Alltag uns einiges an Energie abverlangte. Schau, siehst Du den roten Ahornbaum in der Mitte unseres prachtvollen Gartenparadieses? Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als Du ihn eigenhändig pflanztest.
Wie lautet die alte Weisheit? Ein Mann soll ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen und ein Haus bauen! Welch wahrhaft erfüllendes Bild das sich da auftut …
© RENAvonRAVENSTEIN 2021-07-11