by Maria Merimi
Wir schreiben das Jahr 1963 und ich war sehr um den Weltfrieden bemüht, begeisterte mich für den Bürgerrechtler und Baptistenpastor Dr. Martin Luther King, der sich gewaltfrei gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit einsetzte. Dafür bekam er 1964 den Friedensnobelpreis, leider wurde er nur 4 Jahre später ermordet. Ich war ein sehr engagiertes junges Mädchen und machte mir viele tiefe Gedanken über Gott und die Welt. Da ich aus einem atheistischen Elternhaus stammte, war Gott für meine Eltern kein Thema. Ich betete jeden Abend zu ihm, eher heimlich, weil das bei meinem Vater auf Unverständnis stieß, oder besser ausgedrückt, es führte zu Diskussionen, denen ich aus dem Weg gehen wollte. So fing ich an Gedichte zu schreiben, die meistens ganz spontan aus mir raus sprudelten. Schon damals schrieb ich über die große Liebe, über Mut und Engagement. Che Guevara wurde ebenfalls von mir verehrt. Manchmal unterstellte ich meinen Eltern und Geschwistern, dass sie oberflächlich seien, da ich mich zutiefst unverstanden fühlte. Ich liebte Weihnachten, aber auch da waren meine Vorstellungen vom Rest der Familie oft abweichend.
So schrieb ich eines Tages kurz vor Weihnachten das folgende Gedicht und widmete es meiner Familie;
“Weihnachten, was bedeutet dieses Wort? Es heißt doch nicht hetzen von Ort zu Ort,
es heißt auch nicht jagen und laufen um teure Geschenke zu kaufen!
Weihnachten heißt doch wohl Frieden auf Erden, doch wie soll auf der Welt denn Frieden werden,
wenn schon im engsten Familienkreis, der Vater, die Mutter, das Kind und der Greis,
sich zanken und streiten, oder gar noch bekämpfen, wie soll’n da die Staatsherrn ihre Wut erst mal dämpfen,
wenn wir schon nicht halten den Frieden auf Erden, wie soll in der Welt dann Frieden erst werden?”
Vor gut 20 Jahren begegnete ich zum 1. Mal Thich Nhat Hanh, dem buddhistischen Mönch und Friedensaktivisten und erfuhr, dass Martin Luther King ihn 1967 für den Friedensnobelpreis nominierte. Er erkannte in ihm einen Gesinnungsbruder. Für mich schloss sich hier ein Kreis.
Dezember 2021
© Maria Merimi 2021-12-22