Weniger Kalorien, mehr Sport

Daniela Simlinger

by Daniela Simlinger

Story

9. Jänner

Die letzten Tage hatte ich immer weniger gegessen. Mein Ziel war es nun statt 1000 Kalorien nur mehr 500 pro Tag zu mir zu nehmen. Alles andere war zu viel und trotzdem hatte ich Hunger. Der erste Tag nach den Ferien war Horror. Mein Magen knurrte und zweimal stand ich extra während des Unterrichts so laut wie möglich auf, damit es auch ja niemand hören konnte.

Ein paar Tage später kam ich auf die Idee das Hungergefühl mit Wasser wegzutrinken, dadurch knurrte auch der Magen nicht mehr so lästig. Ich trank fast fünf Liter pro Tag, denn nur so konnte ich schlussendlich die 500 Kalorien erreichen.

Meine Klassenkollegen merkten mittlerweile, dass ich etwas abgenommen hatte. Besonders in der ersten Woche wurde ich oft gefragt, ob ich dünner geworden sei. Es machte mich stolz, aber ich ließ mir nichts anmerken. Immer versuchte ich so verwundert wie möglich auf derartige Bemerkungen zu reagieren. Ich tat so, als wäre das immer alles schon so gewesen und nur niemandem aufgefallen. Dünne Leute sind doch einfach so perfekt. Die müssen dafür nichts tun. Mittlerweile zeigte die Waage „58“ in großen schwarzen Zahlen. Ich hatte mittlerweile zehn Kilogramm abgenommen. Obwohl ich ein kleinwenig stolz auf mich war, wusste ich auch, dass ich noch lange nicht an meinem Ziel war. Mein Ziel war es, dort eine „53“ lesen zu können. Davor würde ich nicht aufhören.

Ich hatte mir mittlerweile neben meinem Ernährungstagebuch eine Liste mit „bösem“ Essen angelegt. Essen, das dick machte. Essen, das ungesund war. Neben Donuts, Kuchen und Eis stand hier auch Schnitzel, Pommes sowie Weißbrot. In meinem Ernährungstagebuch schrieb ich fleißig mit, um auf 500 Kalorien zu kommen. Ich wollte jeden Tag 100 Kalorien weniger essen. Ich war momentan bei 700.

Jeden Tag nach der Schule ging ich sofort eineinhalb manchmal sogar zwei Stunden Sport machen. Obwohl ich mich manchmal mittendrin wie ein riesengroßer Elefant fühlte und das Gefühl hatte, dass durch die Erschütterung gleich die Bücher aus meinem Regal fallen müssten, machte mich der Sport glücklich, weil ich wusste, dass er mich meinem Ziel immer ein Stückchen näher brachte. Meine Lieblingssporthose passte mir mittlerweile besser und war immer noch mein Ansporn. Das unwohle Gefühl, dass mich jedes Mal nach dem Anziehen der Hose übermannte und mich beim Anblick in den Spiegel beinahe erschlug, ließ mich weiter Sport machen, auch wenn ich dachte, dass ich keine Kräfte mehr hätte.

© Daniela Simlinger 2021-08-14

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