Es stimmt nicht, was die Leute sagen.
Sie behaupten, wenn du einfach nein sagst, hören sie auf und lassen dich in Ruhe. Ganz im Gegenteil, dann fangen sie erst recht an, dir auf die Eier zu gehen. Es gibt keine LĂŒge, Ausrede oder Fluchtweg, wenn sich ein Raumtier auf dich festgebissen hat. Sie bleiben penetrant an einem dran und lassen nicht locker, bis sie bekommen, was sie wollen. Das ist aber nicht der Fall. Wenn du GlĂŒck hast, bist du in solchen Momenten nicht allein oder es ist tagsĂŒber. Dann kann man zumindest versuchen zu flĂŒchten, egal wie man will, einfach nur von dort weg. Solche Momente lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Man braucht Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre, um nach einem traumatischen Erlebnis wieder den Mut zu fassen, jemanden anzusprechen. Auch wenn man nur nach dem Weg fragt, kann es einen Trigger auslösen und man fĂ€llt zurĂŒck in ein schwarzes Loch aus Verzweiflung und Selbsthass. Die Leute lassen einfach nicht locker und bohren nach. Sie wollen wissen, warum man nicht mal ausgeht, feiert oder Dates hat. Trotz der stĂ€ndigen Sticheleien wĂŒnscht man ihnen dennoch nicht dasselbe Schicksal. Denn dieses Schicksal wĂŒnscht man niemandem. Die stĂ€ndige Angst davor, bedrĂ€ngt zu werden, ist belastend. Man traut sich nicht, das Haus zu verlassen und schottet sich ab. Versteckt hinter Gardinen ist man sicher vor den neugierigen Blicken der Gaffer und Geier. Es gibt nichts Schlimmeres, als sein Haus nicht verlassen zu können. Jenes GefĂŒhl erstickt einen, beiĂt sich in dein GedĂ€chtnis fest, nur um dann hochzukochen, wenn du von der Seite angesprochen wirst. Selbst wenn Hilfe angeboten wird, kann kaum jemand verstehen, wie es sich anfĂŒhlt, wenn man vergisst zu atmen, die FĂ€higkeit zu reden, zu laufen oder gar zu denken verliert. Du kannst keinen klaren Gedanken fassen und siehst nur rot. Wenn jemand zu nah kommt und deine kleinen feinen Haare die NĂ€he einer anderen Person spĂŒren, zuckst du zurĂŒck und willst am liebsten schreien, aber du kannst nicht. Du hast deine Zunge verschluckt und spĂŒrst, wie die heiĂen TrĂ€nen dir das Gesicht herunterlaufen. Bedrohliches Verhalten, Schlagen oder Beleidigen macht sie nur noch wĂŒtender. Im Grunde genommen kann man nichts dagegen tun, das heiĂt aber nicht, dass man es zulassen sollte. Selbst wenn der Kopf bereits beschlossen hat, aufzugeben und der Körper dabei ist nachzugeben, vergiss nicht zu lĂ€cheln, denn niemand hat es verdient, dein Leid zu sehen. Gib ihnen nicht die Macht ĂŒber dich im Urlaub zu erlangen. Sie haben nur so viel Macht, wie wir ihnen geben. Mein Geist ist stark und meine Seele noch lange nicht gebrochen. Auch wenn ich noch Jahre mit diesen Narben leben sollte und mich von Narren verhöhnen lassen muss, bewahre ich mein LĂ€cheln und trauere nur um ihre Dummheit und das Leid, das ihnen blĂŒht.
© Shanniah Dias Esteves 2024-04-11