Wenn sich Pläne verändern

Lina Pflugk

by Lina Pflugk

Story

Ich hatte einen Plan: Ich wollte unsere Wohnung und meinen Job kündigen und dann in meiner alten Heimat gemeinsam mit meinem Mann einen Neuanfang wagen; mir einen neuen Job suchen und mich dann irgendwann selbstständig machen. Also haben wir unsere Wohnung und unsere Jobs gekündigt, eine neue Wohnung gefunden und ich habe angefangen nach einem neuen Job Ausschau zu halten. Dann kam Corona. Wir sind mitten in dieser ver-rückten Zeit umgezogen.

Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, neige ich dazu diese Entscheidungen von meiner Vernunft geleitet zu treffen.

Nach einem neuen Job zu suchen und mich dann irgendwann selbstständig zu machen, war nicht das was ich wollte; es war das was mir vernünftig erschien. Aber wann war schon irgendwann? Das was ich wirklich wollte, hatte ich mit dem „irgendwann“ in weite Ferne verschoben.

Die Vernunft ist die laute und pflichtbewusste Stimme in meinem Kopf. Die Stimme in mir, die weiß was ich wirklich will, meldet sich oft nur leise und zaghaft zu Wort.

In meiner Vorstellung wollte ich tagsüber meiner Arbeit nachgehen und abends und am Wochenende dann etwas für meine Selbstständigkeit tun und diese dann „nebenbei“ aufbauen.

Wenn ich zurückblicke und ehrlich zu mir selbst bin, hatte ich das bei meinem alten Job auch schon vor, nur, dass ich abends nicht mehr die Kraft hatte etwas für meine Selbstständigkeit zu tun und mich am Wochenende mit Nichtstun von der anstrengenden Woche erholen wollte.

Durch den Corona Shut Down gab es keine Stellen. Also konnte ich meinen Plan erst mal nicht umsetzen. Dadurch, dass ich nicht gearbeitet habe und durch die Ausgangsbeschränkungen viel Zeit für mich zu Hause hatte, habe ich angefangen die leisen Stimmen in mir wahrzunehmen und das erste Mal dachte ich: Was wäre, wenn ich mich nicht irgendwann selbstständig mache sondern jetzt? Dieser Gedanke löste in mir Begeisterung aus und auch etwas Angst. Aber aus irgendeinem Grund war die Stimme der Vernunft in diesem Moment nicht so laut wie sonst und ich hatte in diesem Moment den Mut diesem Gedanken nachzugehen und ich begann meine Selbstständigkeit in Angriff zu nehmen. Und zwar jetzt. Nicht irgendwann, wie ich es geplant hatte. Eine Woche später fing ich mit meiner Ausbildung als Traurednerin an. Von diesem Tag an kam ich meinem Traum jeden Tag etwas näher und war voller Energie. Ich war nicht mehr energielos, wie in der Zeit, als ich noch einen Job hatte, der mich nicht erfüllte.

Ohne Corona, wäre ich weiter den vernünftigen Weg gegangen. Dank Corona war ich mutig und mache jetzt das, was ich die ganze Zeit schon machen wollte: Paare dabei unterstützen ihre Liebe in einer Trauung sichtbar zu machen.

© Lina Pflugk 2020-06-30

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