by Anke Rieß
Wir alle sind Wanderer. Auf unseren Wegen durchs Leben werden wir von anderen Menschen begleitet. Manche sind immer an unserer Seite, andere kommen und gehen. Meine Therapeutin Frau S. begleitete meinen Weg ungefähr ein Jahr, gab mir noch eine gehörige Schippe Selbstwertgefühl mit auf den Weg, bevor ich vor über einem Jahr die Therapie erfolgreich beendete. Einige meiner Freunde begleiten mich schon mein halbes Leben lang, aber Kollegen kommen und gehen. Mein Taiji-Trainer begleitet mich nun auch schon einige Jahre. Je nach Lebensphase bleiben sie oder verabschieden sich wieder. Es hängt ein wenig von der Energie ab, in der wir uns befinden. Ändert sich die Schwingung, verändert sich auch etwas im Leben. Das kann positive Auswirkungen haben, aber auch negative, je nachdem, wohin unser Nordstern uns führt. Manche Wege trennen sich, auch wenn man sich einst etwas anderes versprochen hat. Zu Beginn des Jahres 2022 beschlossen mein (noch) Mann und ich als Paar getrennte Wege zu gehen. Es war ein Schock für alle. Auch für mich. Alle erwarteten von mir, dass für mich jetzt eine Welt zusammenbrach. Aber das tat sie nicht. Dem war nicht so, denn mein Universum stand mittlerweile auf sehr starken Pfeilern, die zwar gerne mal schwankten, aber nicht einstürzten. Ich war für kurze Zeit vor den Kopf gestoßen. Wenn es etwas gibt, was ich abgrundtief verabscheue, ist es, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Mein innerer Kompass wusste vor Schreck nicht, wohin er sich ausrichten sollte. Aber für mich gab es nur eines: die Flucht nach vorne! Ich begann sofort zu funktionieren, als wäre mein inneres Selbst erleichtert, endlich aus diesem Trott gerissen worden zu sein. Mir war klar: Ich wollte zurück nach Hause in meine Heimatstadt. Dort war meine Familie, und meine Freunde warteten auf mich. Auch in diesem Prozess der Veränderung lernte ich viel über das Leben und mich selbst, dass alles zu mir kommen würde, wenn die Zeit reif war. Auch meine gewünschten Antworten fand ich, als ich bereit dafür war, als ich in der richtigen Schwingung stand. Und das war auch während meiner Wohnungssuche so. Ich bekam so viele Absagen für Wohnungen, die mich begeisterten, aber auch für jene, welche ich nur als Kompromisslösung gewählt hatte. Das waren alles nicht meine Wohnungen, die Bleibe, die nach langer Zeit wieder meine eigene sein würde. Schließlich entschied ich mich für eine Wohnung, die ich erst gar nicht ansehen wollte, weil sie keinen Balkon hatte. Nach etlichen Wochen bekam ich die Zusage für diese Dachwohnung direkt an einem Park, mit einem Bad mit Fensterfront, von der aus ich die Sterne sehen kann.
© Anke Rieß 2022-08-15