Wespenstiche und ich

Daniela Reinelt

by Daniela Reinelt

Story

Ich war Lehrerin und wir hatten einen Lehrerausflug geplant. Da wir alle gerne in der Natur waren und sie liebten, beschlossen wir einen Ausflug per FuĂź zu unternehmen.

Wir waren in den Ferien immer auf unserer Datsche in Lauterbach. Und wie es so auf dem Lande ist, gab es eine Menge kleiner und großer Tiere. Da ich Allergikerin bin, sind Wespen- oder Bienenstiche nicht ganz ungefährlich für mich. Kommt natürlich auch darauf an, wo sie vorher gesessen haben und wo sie mich stechen.

Ich liebte das Landleben – aber dann – dann kam eine Wespe zu mir geflogen als ich mich gerade vor einen Schrank kauerte, weil ich etwas herausholen wollte. Ich habe sie leider vorher nicht gesehen, da sie sich ganz leise an mich heranpirschte und dachte, ich sei eine gute Speise für sie.

Mein FuĂź schwoll an und wurde immer dicker und dicker und ich konnte kaum noch laufen. KĂĽhlen half nichts. Trotz alledem habe ich mich zu unserem Treffpunkt zur Wanderung geschleppt. Es hätte mir doch keiner geglaubt, dass ich wegen eines Wespenstiches nicht mitlaufen kann. Man hätte mir garantiert unterstellt, dass ich mich vielleicht drĂĽcken wollte. So nahm ich die Qualen auf mich und schleppte mich dahin. Als ich da ankam, bekamen alle einen Schreck: “Oh Gott, was ist denn mit Dir passiert?” Als ich ihnen von meiner Begegnung mit diesem stacheligen Insekt erzählte, schlugen sie die Hände ĂĽber dem Kopf zusammen und schickten mich sofort nach Hause.

Mein damaliger Mann fuhr mich sofort zum Arzt und dieser verabreichte mir eine Spritze. Das war so schlimm geworden, dass ich eine Woche lang täglich zum Spritzen musste.

Jahrzehnte hatte ich keine derartige Begegnung mehr mit so einem Tierchen. Doch vor ein paar Wochen hatte ich ein Treffen mit einer Wespe. Ich ahnte nicht, dass ich ein Wespennest auf meiner Terrasse habe. Da habe ich einen kleinen Geräteschrank davorstehen. Ab und an rücke ich in weg, um dahinter sauberzumachen. Nichtsahnend legte ich los und da kam mir ein ganzer Schwarm entgegen. Eine Wespe muss ich wohl in ihrer Ruhe gestört haben und sie dachte, dass ich sie ärgern möchte – da schlug sie zu und hinterließ in meiner Hand einen goldenen Stachel.

Ich konnte zusehen, wie meine Hand so dick wurde, sodass ich den Arzt aufsuchen musste. Ich bekam einen Desinfektionsumschlag, den ich einen Tag darauf lassen sollte und ein Antiallergikum.

Nach ca. zwei Wochen war meine Hand wieder “normal”. Den Einstich sieht man heute noch. Das Wespennest ist noch da. Mein Partner hat erste Hilfe geleistet und versuchte es zu vernichten. Es sitzt so tief zwischen Fallrohr und Hauswand, dass kein wirkliches Herankommen gegeben ist. Ich informierte die Hausverwaltung vor Ort. Diese verwies mich an die Hausverwaltung in Berlin. Dieser fragte mich nach meinem Vermieter. Die Antwort: “Tut mir leid, da können wir nichts mehr fĂĽr sie tun.”

Spitzmittel hilft nicht. Ich bin ganz zuversichtlich, dass eines Tages die Lösung kommt. Wie heißt es so schön? Bleibe im Vertrauen. Es geschehen Wunder.



© Daniela Reinelt 2020-08-23

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