Wie man mit Eifersucht umgeht

Dree

by Dree

Story

Ich wünschte, ich hätte einen Ratgeber.

Aber tatsächlich bin ich genauso ratlos wie all diejenigen, welche sich mit vollem Eifer in diese Gedichte gestürzt haben, in der Hoffnung, hier einen wahrhaftigen, guten Rat zu erhalten. Es tut mir sehr leid, diese Hoffnung nun enttäuschen zu müssen. Wirklich. Aber ich kann anbieten, zu teilen, was ich durch meine eigene langjährige Erfahrung gelernt habe. Ich bin 23. Eifersucht begleitet mich tatsächlich schon mein ganzes Leben. Nicht, weil ich ein so unglaublich eifersüchtiger Mensch bin. Nein, es ist vielleicht das genaue Gegenteil. Früher kamen meine Freundinnen zu mir, um mir ihre Sorgen und Probleme anzuvertrauen. Denn ich hatte wohl ein Neonreklameschild über meinem Kopf schweben, das in großen Buchstaben “gratis Therapeutin” in grellen Schriftarten blinkte.

An dieser Stelle möchte ich bitte nicht falsch verstanden werden. Ich liebte es, die Therapeutenfreundin zu sein. Denn das hieß, dass meine Freunde mir vertrauten und mir so ihre tiefsten Ängste, Geheimnisse und Sorgen anvertrauen wollten. Ja, ich fühlte mich schon damals sehr geehrt.

Aber eben durch diese Situationen, in denen Eifersucht sehr oft eine Rolle spielte, da schwappten kleine Fragmente von einem eifersüchtigen Verhalten auf mich über und ich fing an, andere Menschen für Aspekte ihres Aussehens, ihrer Persönlichkeit und ihrer sozialen Fähigkeiten zu beneiden.

Wieso kann ich nicht so lange Beine haben? Wieso bin ich nicht blond? Wieso kann ich nicht weiß sein? Gut, ich gebe zu, dass der letzte Gedanke sehr drastisch wirkt. Aber in einer Welt, welche von hellhäutigen Menschen regiert wird, denkt sich eine kleine unscheinbare Asiatin manchmal, wie es doch wäre, auch mit gewissen Privilegien auf die Straße gehen zu können.

Eifersüchtig habe ich die Menschen angesehen, welche sich dieses Privilegs oft gar nicht bewusst waren. Aber ich darf mich nicht beschweren, wenn ich ehrlich bin. Im Vergleich zu anderen ging es mir mit rassistischen Kommentaren und Ausgrenzungen vermutlich immer noch um Welten besser. Ein paar verachtende Blicke in meine Richtung, die unglaublich taktvolle Frage “Und woher kommst du wirklich?” oder Menschen, die ihre Augen verzerren, um sie schmaler zu machen, waren da ziemlich sicher das höchste der Gefühle. Ich bin jedoch nicht einmal Chinesin oder Japanerin, welche doch eher die so typischen, wunderschönen Mandelaugen haben.

Also muss ich schon bitten. Wenn Rassismus, dann aber bitte richtig. Jedenfalls war ich eifersüchtig. Auf so vieles auf dieser Welt. Und ich versuche mich wirklich zu beherrschen. Ich schwöre! Denn Eifersucht entsteht tief in einem selbst. Meistens sind wir mit einem Aspekt tief in uns selbst nicht zufrieden und dieser sorgt dann dafür, dass man sich so sehr danach sehnt, dass man es einem anderen plötzlich am liebsten wegreißen würde. Aber der Mensch sollte doch eigentlich besser sein als dieses hässliche Gefühl… oder?


© Dree 2025-07-09

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