Wiedergeburt

Klaus Hager

by Klaus Hager

Story
Wien 2019 – 2024

Ich hatte fĂŒnf lange Jahre in den AbgrĂŒnden der Depression gelebt, gefangen in einem scheinbar endlosen Zyklus von Verzweiflung, kurz aufflammender Freude und tiefem Fall in die Hoffnungslosigkeit. Es fĂŒhlte sich wie ein unbezwingbarer und schwerer Weg an, aber ich war entschlossen, mich von der Depression zu befreien. Denn ich ertrug diese dunkle Version von mir selbst nicht lĂ€nger. Deshalb suchte ich mir professionelle Hilfe, nahm nach langem inneren Widerstand schließlich unterstĂŒtzende Medikamente ein und erlernte zusĂ€tzlich BewĂ€ltigungsstrategien, um meine AngstzustĂ€nde in den Griff zu bekommen.

Ich begann, nicht nur achtsamer durchs Leben zu gehen, sondern auch verantwortungsvoller mit mir selbst umzugehen. Ich kĂŒmmerte mich um meine körperliche und geistige Gesundheit, indem ich mich gesund ernĂ€hrte, regelmĂ€ĂŸig Sport trieb und mich bewusst mit positiven Menschen umgab. Aber wie es nun einmal im Leben so ist, lassen sich RĂŒckschritte nicht vermeiden – es scheint fast so, als wĂ€ren sie die lĂ€stigen Energiefresser auf dem Weg der Besserung. Alte Verhaltensmuster kamen wieder zum Vorschein, der innere Schweinehund meldete sich zurĂŒck, meine Unsicherheiten machten sich breit und die wiedergewonnene Selbstliebe verblasste erneut.

Inmitten der Schatten der Verzweiflung und dieser unbeschreiblichen Dunkelheit der Depression erwachte eines Tages ein Funke Hoffnung in meinem Herzen. Es war wie ein sanftes Leuchten, das durch die dichten Wolken der Verzweiflung brach und mir einen Hauch von Licht und WĂ€rme schenkte. Schritt fĂŒr Schritt gewann ich spĂŒrbar an neuer StĂ€rke und WiderstandsfĂ€higkeit. Ich lernte, die kleinen Freuden des Lebens zu schĂ€tzen, die Schönheit der Natur bewusst wahrzunehmen und die Gesellschaft von Freunden und Familie wieder zu genießen. Ich erkannte, dass ich eigentlich nie allein war und dass es trotz aller Selbstzweifel Menschen in meinem Umfeld gab, die mich bedingungslos lieben und unterstĂŒtzen. Vergleichbar mit einer Winterstarre, aus der ich wie durch eine Metamorphose neue Lebensfreude geschenkt bekam. TrĂ€nen der Erleichterung flossen mir ĂŒber meine Wangen, als ich zum erste Mal den Satz „Es geht mir gut“ aussprechen konnte.

Nach fĂŒnf Jahren dieses fĂŒr die Außenwelt unsichtbaren Kampfes konnte ich endlich sagen, dass ich meine Freude am Leben wiedergefunden hatte. Ich war nicht mehr dieser gebrochene, farblose, unertrĂ€gliche Mensch. Ich empfand StĂ€rke, Selbstbewusstsein und war wieder in der Lage, auch mit schwierigen Tagen besser umzugehen. Erlebte ich einen RĂŒckschlag, war ich nicht mehr mein eigener grĂ¶ĂŸter Kritiker, sondern ĂŒbte mich in Geduld und BestĂ€ndigkeit und konzentrierte mich stattdessen auf die positiven GefĂŒhle meiner bisherigen Erfolge.

Ich habe gelernt, dass die Dunkelheit der Depression nicht ewig dauern muss. Mit der richtigen UnterstĂŒtzung und Entschlossenheit kann man aus dem Abgrund aufsteigen und ein neues Leben beginnen. Ich bin dankbar fĂŒr all die Lektionen, die ich auf meinem Weg gelernt habe, und fĂŒr alle Menschen, die mich dabei unterstĂŒtzt haben. Ich bin dankbar fĂŒr das Leben, das ich heute habe, und fĂŒr die Hoffnung, die in meinem Herzen brennt.

© Klaus Hager 2025-03-09

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Travel
Moods
Emotional, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Reflektierend
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