Wiedergesehen – die erste Sendung Wetten Dass

MellonCollie

by MellonCollie

Story

Geboren 1974, Sternzeichen Waage, die 70er sind fĂĽr mich eher kleinere ErinnerungsbruchstĂĽcke. So richtig los geht es in den 80ern. Tschernobyl, AIDS, Drogen, Neue Deutsche Welle, das Sammeln von Vinyl Alben und natĂĽrlich Fernsehen. Frustriert und beinahe schon gelangweilt durch die Regierungsbildung in Ă–sterreich flĂĽchtete ich mich zurĂĽck in die 80er und wollte mir die erste Sendung von “Wetten Dass” ansehen. Dank YouTube sind unzählige Sendungen verfĂĽgbar und aufrufbar. In meiner Erinnerung gab es die weiĂźen Wegklapp Tische, an denen die Kandidatinnen gesessen sind. Zur Ăśberraschung war die erste Sendung durch und durch Holz – die Farbe kam dann später noch einmal auf – der Ted war 2 Balken wie es die Standard-Windows Programme auswerfen wĂĽrde und nicht das lustige Männchen. Curd JĂĽrgens kannte ich, Barbara Walentin nicht. Sie hat mit einem gewissen Freddie Mercury ein Kind groĂźgezogen oder so. Die Wetten an sich waren herrlich einfach wie das Aufblasen einer Wärmeflasche bis zum Platzen. Ein Geschichtsstudent konnte auch alle Päpste der Reihe nach auswendig aufsagen. Sicherheitsvorkehrungen brauchte man hier weniger. Aus heutiger Sicht hat es mich bei einigen Ansagen von frank Elstner anständig gerissen, das kann man heute nicht mehr bringen. Ebenso hat man einen Wettkandidaten die Barbara Walentin aufheben lassen, das wĂĽrde heute vermutlich auch weniger gemacht werden. Die Sendung wurde selbstverständlich ĂĽberzogen. Das war dem neuen Format geschuldet. Berichte schrieben, dass das Team zu wenig vorbereitet gewesen war – Frank hat bei der BegrĂĽĂźung nur die Deutschen und Ă–sterreicher erwähnt, die Schweizer hat er gleich ausgelassen. Trotz allem hatte die Sendung einen neuen und innovativen Charakter. Ich war dennoch eher fassungslos. Ich hatte die Sendungen viel besser in Erinnerung. Na gut, bei der ersten war ich knapp unter 7. Da kann man schon vergessen, verdrängen und verschönen.

Da schaute ich mir gleich die 2. Sendung an. Es wurde der TED aufgehübscht, auf die Schweizer wurde nicht vergessen. Die Außenkamerafahrt bei der Stadtwette war genauso dunkel und man konnte nur Schemen erkennen. Super, dass bei der zweiten Wette gleich Weiz in der Steiermark dran gekommen ist. Zwei Dinge sind mir in Erinnerung geblieben. Paul Breitners Ablehnung von Frauenfußball – dieser sei ihm nicht ästhetisch genug. Ach ja, beim Torwandschießen hat er gegen das Mädchen dann verloren. Und die Wette von ein paar Postlern, die einen Tisch zum Tanzen gebracht haben, mit den Händen auf der Tischplatte. Diese Mischung aus Spiritualität und echtem Unfug hat mir dann den Rest gegeben. Zu den Showacts. Engelbert und Vicky Leandros waren damals, vielleicht auch für manche heute noch Stars. Mich haben sie beim Wiederanschauen eher gelangweilt, aber ich bin auch in einem anderen Genre daheim.

Folge 3 wurde nicht mehr geschaut. Schaue ich mir die neuesten Sendungen an? Ja klar, weil ich mich ertappe, wie ich diese Mischung aus Kindheitserinnerungen und Neugier nicht unterdrücken kann. Werde ich enttäuscht? Vermutlich, aber darauf lasse ich mich ein.

© MellonCollie 2025-01-06

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