by SusanneSachs
„Tot! Ihr müsst kommen. Das war Mord.“ Die Stimme am Telefon kreischte, kaum auszumachen, ob männlich oder weiblich.
Die diensthabenden Ermittler sprangen auf. Bisher hatten sie in Akten gewühlt, die letzten Einbrüche nach einem Zusammenhang durchforstet. Diese Arbeit eignete sich gut, um an einem Sonntag die Zeit totzuschlagen. Nun endete die Ruhe schlagartig.
„Wo sind Sie? In der Nähe zum Tatort?“
„Ja, genau.“ Es war eindeutig ein Mann, vermutlich nicht sehr jung. „Ich bin im Garten. Die Anlage Beet-Freunde, wissen Sie, am östlichen Stadtrand.“ Schnaufen. „Hier ist es passiert. Einfach Kehle durch und fertig.“ Schluchzte der Kerl?
Na toll. Die Begeisterung der beiden Polizisten hielt sich in Grenzen. Bei Schnee und kaltem Wind in die Gartenanlage zu müssen, war kein Osterspaziergang. Spuren sollten sie allerdings finden. Immerhin. Sie zogen sich ihre Jacken über und holten die Handschuhe.
„Shit“, fluchte der Ältere, der mit den grauen Strähnen im dunklen Haar. „Auch das noch.“ Der Dienstwagen stand im Hof, natürlich zugefroren. Vereint kratzten sie notdürftig das Eis von der Frontscheibe, dazu gab es Gucklöcher an den Seitenfenstern. Nicht ganz vorschriftsmäßig, reichte es doch zum Losfahren.
Am geschwungenen Eingangstor parkten sie, der Wagen passte nicht hindurch. Einige Tapsen verrieten, dass sie nicht die ersten Besucher waren. Sonst lagen Weg und Zäune in unberührtem Weiß vor ihnen. Der zweite Polizist, jung mit schütterer blonder Frisur, fotografierte die Stiefelspuren. Größe 42 mochte die eine sein, ungefähr 46 die andere, teilweise bereits verweht.
„Ich laufe nicht gern im Schnee“, grummelte er vor sich hin.
Weit hinten winkte jemand. Sie stapften los, immer schön links, bloß nichts verwischen. Etwas kam ihnen seltsam vor. Immer mal wieder war der Mensch mit den großen Füßen rechts abgebogen und zurückgekehrt. Das würden sie überprüfen, doch zuerst mussten sie sich das Opfer ansehen.
„Schnell, schnell! Sehen Sie sich das Blutbad an.“ Der Herr mit der Strickmütze eilte voraus, die Ermittler hinterher. Ihr Koffer war schwer, sie wechselten sich ab. Endlich schwenkten sie in den Garten ein, wo das Verbrechen stattgefunden haben sollte. Nach fünf Schritten blieben sie stehen, blickten auf ein Gestell vor der Laube und schnappten hörbar nach Luft. Da war wirklich viel Blut, nicht nur von einem Opfer.
„O Mann!“ Der Blonde beugte sich vor. „Wer kommt denn her, um Kaninchen abzumurksen.“
© SusanneSachs 2024-03-09