Die Wohnung war zu klein.
Wunderschön gelegen war sie, in einem alten Gemeindebau, kleine, niedrige Häuser, dazwischen ein großer grüner, beinahe schon parkartiger Innenhof. Zum Bahnhof Meidling waren es nur ein paar hundert Meter und auch Schönbrunn war nicht weit.
Aber die Wohnung war zu klein. Sie hatte nur 34 m²: ein Zimmer, eine Kochnische, einen kleinen Vorraum und das Bad. FĂĽr uns beide hat es gut gereicht, aber nun wĂĽrden wir bald zu dritt sein, also suchten wir eine größere Bleibe. Und wir hatten GlĂĽck, ĂĽber den Tauschanzeiger fanden wir jemanden, der seine teure 3-Zimmer Wohnung loswerden wollte und sich auf unser Mini – Apartment freute. Also wurde der Umzug geplant; es wurde ausgesucht und ausgemistet, alles, was nicht mit musste, verkauft oder verschenkt, und vor allem: nichts neues gekauft! Kein Topf und kein Teller, keine BĂĽcher, keine neuen Schuhe und kein Wintermantel. Der Leihtransporter war teuer, wir wollten ihn nur fĂĽr einen Tag mieten.
Endlich war es geschafft. Gerade noch rechtzeitig war alles verpackt, in Kisten und Taschen verstaut. Morgen würden wir übersiedeln! Ein Blick auf die Uhr, ein weiterer aus dem Fenster: es war warm, trocken, und noch nicht allzu spät. Wir beschlossen, Essen zu gehen. Das hatten wir uns erstens verdient und zweitens ruhte das Geschirr ohnehin bereits gut verstaut in irgend einem Pappkarton. Wir bummelten also los, am Friedhof vorbei, unter der Bahn durch und die Meidlinger Hauptstraße entlang.
Und da saĂź er, gut einen Meter groĂź und braun und flauschig, in der Auslage dieses Spielwarengeschäftes, das Schild mit der Aufschrift “Sonderangebot” um den Hals, und sah mich aus seinen schwarzen Knopfaugen flehend an, als wollte er sagen: “Hol mich hier raus!”
Ich blieb stehen und starrte den Teddybären in der Auslage an.
“Nein!” sagte Konstantin.
Ich seufzte. Wenn der Laden offen gewesen wäre …
“Wir waren uns einig: es wird nichts mehr gekauft!” sagte Konstantin.
Ich seufzte noch einmal, nickte ergeben und winkte dem flauschigen Tier hinter der Glasscheibe zu. Schon gut, es wird nicht mehr gekauft. Trotzdem … es war der allerschönste Teddybär, den ich je gesehen hatte!
Konstantin lachte, nahm mich beider Hand und zog mich weiter.
Unser Stammlokal hatte bereits geschlossen, also gönnten wir uns am Würstelstand noch eine Burenwurst mit Senf, Brot und Bier. Dann trabten wir zurück, zur letzten Nacht in der alten Wohnung.
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück, fuhr Konstantin los, den Transporter abzuholen, während ich noch aufräumte und die letzten Kleinigkeiten wie Bettzeug und Zahnbürsten verpackte. Ich brachte grade den Müll weg, als Konstantin mit dem Transporter ankam. Grinsend wie ein Honigkuchenpferd saß er hinter dem Steuer. Und neben ihm, am Beifahrersitz, thronte ein riesiger brauner Teddybär.
© renate schiansky 2020-07-25