Als ich das erste Mal die Redewendung „Der Horizont endet beim Gartentürl“ gehört habe, habe ich gelacht und gedacht: „Den muss ich mir merken.“ War nicht schwer. Da war ich so um die zehn Jahre alt. Da merkt man sich alles sehr leicht, wie ich jetzt bei meinem Neffen feststelle. Memory gegen den. Frage nicht.
Ich mag so Sager ganz im Allgemeinen sehr gerne. Ich schätze es zum Beispiel, darauf hinzuweisen, dass jemand „weiß, wo der Hammer hängt“. Meine Schwester kannte zu meiner Verwunderung diesen Spruch nicht, versuchte ihn ein paar Tage lang einzuordnen und entschied sich für folgende Variante. Sie meinte, sie würde den Hammer einfach erst mal lassen, wo er ist, denn sie wüsste nicht, wo sie ihn aufhängen solle, ohne dann zu vergessen, wo er hängt.
„Das ist ein Anfang“ dachte ich mir. Oder vermutlich ist es sogar der entscheidende Punkt an der Sache. Wer wissen will, wo der Hammer hängt und ihn schon aufgehängt hat, verändert besser nichts dran. Erinnert mich an den Sager meiner anderen Schwester, die Zwillinge bekam und die „goldene Zwillingsregel“ aufstellte: „Nichts verändern, wenn alles passt.“
Mein Vater hat, als ich ein Kind war, alle Werkzeuge, vom Schrauber bis zum Inbus, auf eine Holzwand gehängt. Die Holzwand hatte allerlei Nägel drinnen, an denen man die Werkzeuge aufhängen sollte und ich durfte, alsbald das jeweilige Werkzeug an seinem angestammten Platz war, die Umrisse abzeichnen, damit ab sofort klar wäre, dass das jeweilige Werkzeug eben dort seinen Platz hätte. Bei meinen Eltern hängt folglich nicht nur der Hammer an seinem Platz, sondern auch das andere Werkzeug. Also das war zumindest früher so. Ich glaub, da ist inzwischen Unordnung reingekommen.
„Sitzt, passt, hat Luft“, hat mein Vater gerne gesagt, wenn wir etwas montiert haben und er befunden hat, dass die Montage erfolgreich verlaufen war. Mit diesen Worten konnte das Projekt fĂĽr abgeschlossen erklärt werden: „Sitzt, passt, hat Luft.” Ich mag das gern. Diese Trilogie an Feststellung hat was Solides, das auch sprachlich nochmal untermauert, wie stabil jetzt alles ist.
Ich muss den Spruch wieder öfter verwenden. Tu ich selten. Kann daran liegen, dass ich im Prinzip nie etwas montiere. Ich weiß, wo der Hammer hängt, aber ich tu ihn dort nur ungern weg. Da halte ich es wie meine Schwester. Meine Partnerin ist bei uns für die Montagen zuständig oder, um es deutlich zu sagen, sie mag und kann es. Sie entlehnt den Hammer folglich oft von seinem angestammten Platz und legt ihn dann nicht dorthin zurück. Das ist, gelinde formuliert, etwas beunruhigend für mich.
© Lucia Laggner 2022-08-28