Ich glaube, ich wäre gern Naturwissenschaftler! Also so einer wie Albert Einstein oder als weiblicher Gegenpart vielleicht Madame Curie. Also so richtig neugierig, begeistert und gar nicht so richtig wissend, wo die Reise eigentlich hinführt. Mit kindlicher Fantasie und Vorstellungskraft. Auf zu neuen Welten, die bisher nie ein Mensch betreten hat. So ein richtiger „Ent-Decker“, also immer darauf aus, den Zipfel der Decke zu fassen zu bekommen, mit der noch unbekannte Zusammenhänge „ver-deckt“ sind. Eine Spur finden, ihr nachgehen, einen Zusammenhang mehr zu verstehen, staunend innezuhalten. Im Flow sein, die Zeiger der Uhr nicht mehr wahrzunehmen, in Zeit und Raum zu verschwinden. Der Schlaf klopft an, aber ich schicke ihn weg. Ich möchte noch eine Weile im Wunderland bleiben. Eine neue Idee zeigt mir den Pfad, der verschlungen um die nächste Ecke biegt. Welches Wunder hält sich dort versteckt? Ich wünschte, ich wäre schon da, aber jetzt gibt es große Steine, die den Weg versperren. Ich öffne meine „Gedankenwerkzeugkiste“ und schaue, auf welche Art ich dem ersten Stein beikommen kann. Er bewegt sich ein wenig, zeigt aber sonst wenig Ambitionen, den Pfad freizugeben. Ich probiere noch ein paar andere Tools, aber irgendwie haben sie nicht die gewünschte Wirkung. Der Stein scheint über mich zu lachen: „So kommst du mir nicht bei, mein Freund!“ Er scheint recht zu haben! So geht es nicht voran. Aber hey, ich vergesse: Ich bin im Wunderland! Und denke an Einstein: „Fantasie ist alles! Es ist die Vorschau auf die kommenden Ereignisse des Lebens!“ Auch Einstein hat recht! Also los: In meiner Vorstellungskraft erschaffe ich mir ein Werkzeug, das genau zu dem Stein passt, der da nun gerade im Weg liegt. Ein wunderbares Werkzeug! Der Stein rollt fast von selbst aus dem Weg. Ich atme tief durch. Ich bin wieder einen großen Schritt vorangekommen. Jetzt kann ich sogar schon ein klein wenig mehr um die Ecke schauen. Eine magische Anziehungskraft geht von dort aus, aber für heute ist Schluss! Meine “Fantasiereserve” ist erst einmal aufgebraucht. Den Kampf mit dem nächsten Stein würde ich heute verlieren. Schlafen muss ich, ja es wird wirklich allerhöchste Zeit. Und im Traum meine Fantasie wieder auffüllen. Morgen geht es wieder ins Wunderland. Einen weiteren Schritt auf dem Pfad vorankommen. Ich kann es kaum erwarten.
Beim Einschlafen beschäftigt mich noch ein Gedanke: Woher kommt das Wunderland, alle die neuen Dinge, die es zu entdecken gilt? War es schon immer da, und wenn ja, wer hat es erschaffen? Oder erschaffen wir die Welt mit jedem neuen Gedanken, den wir denken? Was für eine Frage! Ob Einstein darauf eine Antwort hatte?
© Kai-Uwe Klann 2024-09-23