True Story: Es war so weit! Vor lauter Aufregung hatte ich mir die Beine nicht nur ordentlich, sondern sogar blutig rasiert. Mein mehrfach aus- und abgewähltes Outfit lag bereit und auch das Makeup um mein Gesicht zu retten. Ich war süße 17 Jahre jung und hatte es geschafft mich mit dem schönsten Mann der Welt zu verabreden. Er war wirklich umwerfend und mein ganzes Selbstbewusstsein von null auf hundert war im Keller. Meine Haare wollten einfach nicht sitzen, also machte ich mir einen lässigen Dutt. Dieser ähnelte leider vielmehr einem Klobesen als einer Frisur, aber ich hatte keine Zeit mehr. Während ich mein Gesicht sorgfältig zukleisterte, machte ich mir schon Gedanken darüber was ich erzählen oder auch besser lassen sollte. Leider bin ich mit dem wenig vorteilhaften Talent gesegnet so zu reden wie mir der Schnabel gewachsen ist und das Denken folgt erst später. Ungünstig! Ganz besonders bei so einem wichtigen Date!Ich wartete vor dem Restaurant und mir war schon schlecht vor Aufregung. “Hi”, sagte Mister Umwerfend mit einem perfekten Lächeln. Ein perfektes Colgatelächeln und ich fragte mich insgeheim ob ich meine Zähne auch gut und ordentlich genug geputzt hatte. Schnell verwarf ich diesen Gedanken und wollte eine coole Begrüßung raushauen, die meine immer stärker werdende Aufregung überspielte. In Gedanken ging ich durch: -Hi, Hey-Ho oder einfach nur Hallo? “Holley”, hörte ich mich plötzlich sagen und hätte mir am liebsten selbst eine reingehauen. Nach den üblichen Fragen ´Wie gehts, wie war dein Tag´ fiel mir nichts mehr ein und so nippte ich nervös an meiner Cola, während wir auf unser bestelltes Essen warteten. Er erzählte dies und das und ich war nach wie vor fasziniert von dem Zahnpastalächeln und diesen umwerfenden Augen. Das Essen kam. Der Schönling hatte sich Garnelen bestellt und fragte ob ich mal probieren möchte, denn diese seien wirklich köstlich. Das höchste der Gefühle bei mir sind Fischstäbchen und diese Dinger da sahen für mich wie abgenutzte Mikropenisse aus. Aber ich sagte tapferer als ich mich fühlte: ,,Klar, die ess ich auch immer total gerne!” und biss ab. Um den aufkommenden Mageninhalt zu beruhigen (ich fand die Dinger wirklich widerlich!) fragte ich ihn was es mit der Schüssel Wasser auf sich hatte, welche mitserviert wurde. Ganz lässig erklärte er mir, dass dies ein Geschmacksverstärker sei und ich das als erfahrene Garnelenesserin doch wissen müsse. “Ach klar”, sagte ich selbstsicher und tunkte den Rest Mikropenis in die Schüssel. “Hmmmm” machte ich um zu bestätigen welch ein toller Geschmacksverstärker es doch sei. Es dauerte nicht lange und der Schönling prustete los. Ich wollte sterben. Ehrlich! Verzweiflung und Scham krochen in mir hoch und ich konnte, nein wollte mich auch nicht mehr verstellen. Ich sprudelte nur so vor Energie und hielt einen Vortrag über nervösmachende Zahnpastamünder und meinem Vorhaben ihm gefallen zu wollen. Dann wollte ich noch sagen wie wichtig mir das Date war und ich mir sogar ihm zuliebe etwas in den Mund steckte, was da überhaupt nicht hingehört, geschweigedenn in meinen Magen! Mein Vortrag sollte mit den Kernaussagen des Ekels über das Essen und dem Schiss den ich hatte enden, aber ich sagte: Und nur wegen Dir hab ich gleich Würgeschiss”Überflüssig zu erwähnen, dass aus uns nichts wurde.
© Jacqueline Hahn 2024-01-13